BAUKULTUR 4_2015: Editorial

Prof. Christian Baumgart, DAI Präsident
(in: BAUKULTUR 4_2015, S. 3)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
verehrte Leser und Freunde der Baukultur,

in der vorliegenden Ausgabe unserer BAUKULTUR befassen wir uns schlicht ausgedrückt mit Oberflächen. Denn nicht mehr und auch nicht weniger ist eine Fassade zunächst – eine Oberfläche. In der Ästhetik der Moderne ist die Oberfläche mehrdeutig und ambivalent codiert, so Hans-Georg von Arburg in seinem Buch „Alles Fassade". Nun soll es uns hier weniger um den kunstgeschichtlichen Austausch zwischen Architektur und Literatur gehen, vielmehr wollen wir – inzwischen beinahe traditionell – einmal im Jahr in der BAUKULTUR Besonderheiten und Innovationen im Bereich der Gebäudefassaden vorstellen.

Die Fassade ist nicht nur ein beliebiges Bauteil eines Gebäudes, sie sorgt für ein entscheidendes Stück Lebensqualität innerhalb eines Hauses. Die Wechselwirkungen mit Umgebung und Umwelt – innerhalb wie außerhalb des Gebäudes – sind enorm, welche Einflüsse und Wirkungen auch immer man betrachtet. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Orientierung, mechanische Belastung, Oberflächen, Farbdesign und etliches mehr. Hinzu kommen neue ästhetische und technische Herausforderungen: Energieerzeugung durch Photovoltaik, medial genutzte Fassaden, seit langem natürlich auch die vielbeschworene Transparenz. Die Fassade ist nicht nur das „Gesicht" eines Bauwerks, sondern in Summe auch das Antlitz unserer Städte und somit der gebauten Umwelt insgesamt. Letztlich muss die Fassade neben allen baulich-konstruktiven Aspekten auch eine charakterliche Aussage zu einem Bauwerk treffen.

Im Neubaubereich lassen sich die meisten Aspekte zeitgemäßer Fassadengestaltung relativ einfach berücksichtigen. Schwieriger wird es im an Bedeutung zunehmenden Bestand. Hier brauchen Fassaden selbst oft mehr Schutz als sie unter Umständen dem Gebäude und seinen Bewohnern bieten können, den Schutz städtischer Ensembles oder eines Einzeldenkmals inbegriffen. Dabei geht es beim vielschichtigen Thema von Fassadenertüchtigung oder -sanierung natürlich nicht um eine isolierte Beachtung von Einzelaspekten, seien es energetische Fragen, technische Details oder Nachhaltigkeitsüberlegungen, sondern um eine ganzheitliche Betrachtung unter Einbeziehung stadträumlicher und ästhetischer Aspekte, kurz um Grundsatzfragen der Baukultur.

Ohne alle Themen und Aspekte umfassend aufgreifen zu können, werden einige dieser Gedanken in diesem Heft näher beleuchtet. Wenn Sie Wünsche, Hinweise oder Anregungen für uns haben, werden wir diese gerne in der nächsten „fassadenBAUKULTUR" vertieft behandeln.

Regelmäßig berichten wir in der BAUKULTUR auch über unsere politischen Aktivitäten in Berlin. Leider musste das für Anfang Mai geplante Parlamentarische Frühstück, in dessen Rahmen wir traditionell Fachpolitiker aus erster Hand über Anliegen und Themen unserer planenden und bauenden Berufe informieren, wegen des Bahnstreiks entfallen. Ein neuer Termin ist ins Auge gefasst, über Inhalte und Ergebnisse werden wir Sie in der BAUKULTUR unterrichten.

In gut drei Monaten steht der DAI Tag 2015 auf dem Programm. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie sich den Termin vom 25.–27.9.2015 fest einplanen würden. Gastgeber ist der Architekten- und Ingenieurverein Hannover. Wie in jedem Jahr treiben die Organisatoren vor Ort großen Aufwand, um die Veranstaltung vorzubereiten. Veranstaltungsort ist in diesem Jahr das Schloss Herrenhausen, eine in vielerlei Hinsicht attraktive Tagungskulisse. Im Rahmen des DAI Tages werden wir erneut den DAI Literaturpreis verleihen, auf den Preisträger Gerhard Steidl und sein Wirken werden wir in der nächsten Ausgabe der BAUKULTUR näher eingehen. Dieses kommende Heft wird dann der Tradition folgend den Titel „hannoveranerBaukultur" tragen.

Für heute wünsche ich Ihnen wie stets eine erkenntnisreiche Lektüre, bleiben Sie dem DAI sowie insbesondere der BAUKULTUR gewogen. So helfen Sie aktiv mit, für die Interessen unserer planenden und bauenden Berufe einzutreten.

Herzlich Ihr
Prof. Dipl.-Ing. Christian Baumgart
DAI Präsident

Genderhinweis
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir in unseren Inhalten bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern überwiegend die männliche Form. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.

Informiert bleiben, Partner finden, Baukultur erleben!

Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. Mitgliederzeitschrift Mitglied werden