BAUKULTUR 5_2020: Editorial

(in: BAUKULTUR 5_2020, S. 3)

Liebe Leserinnen und Leser,
verehrte Freunde der Baukultur,

nach einem fast einstimmigen Beschluss der Mitgliederversammlung 2019 begannen beim AIV Aschaffenburg Ende letzten Jahres die Vorbereitungen für die Durchführung des DAI Tages 2020. Ein Grund für die Bereitschaft, ihn durchzuführen, war die Möglichkeit, mit dieser bundesweiten Veranstaltung auch das 10-jährige Bestehen des AIV Aschaffenburg besonders herauszustellen. Schließlich ist unser AIV in den letzten 10 Jahren im Raum Aschaffenburg in der Fachwelt zu einer festen Größe der Branche geworden. Mit mehreren Veranstaltungen, z. B. zum Wohnungsbau oder zur Freiraumgestaltung, konnten wir die öffentliche Diskussion über das Planen und Bauen spürbar beleben. Dies wollen und werden wir fortsetzen, damit baukulturelle Themen in der Mediendemokratie nicht übersehen werden.

Doch dann kam Corona! Lange haben wir gezögert, den DAI Tag abzusagen. Schließlich waren alle organisatorischen, finanziellen und inhaltlichen Vorbereitungen bereits erfolgreich abgeschlossen. Die aktuelle Lage und die ungewisse Weiterentwicklung der Pandemie haben uns allerdings veranlasst, die Entscheidung nochmals kritisch zu hinterfragen. Was wäre, wenn nur wenige Teilnehmer den Weg nach Aschaffenburg finden? Wäre das ein würdiger Rahmen für die Verleihung des Großen DAI Preises für Baukultur an einen Frankfurter Architektenkollegen, der in der Metropolregion Rhein-Main bedeutende Bauwerke errichtet hat? Gäbe es eine nachhaltige Enttäuschung unserer regionalen Sponsoren, und hätten wir für eine kleine Veranstaltung auch das wünschenswerte angemessene Presseecho? Keine dieser Fragen ließ sich eindeutig mit Ja oder Nein beantworten. Allerdings hätten wir mit einem schwach besuchten DAI Tag viel Kredit verspielt und damit dem AIV Aschaffenburg und unserer Branche keinen Gefallen getan. Es blieb daher nur die Verschiebung um ein Jahr. Heute kann man sagen, die Rückmeldungen zu dieser Entscheidung sind, nicht nur aus der Verbandsöffentlichkeit, durchweg positiv befürwortend.

Der AIV Aschaffenburg wird die kommenden Monate nutzen, um das Programm noch attraktiver zu gestalten. Es wird sich 2021 lohnen, Aschaffenburg zu besuchen, weil es hier viel zu entdecken gibt. Wir hoffen daher, im kommenden Jahr möglichst viele Teilnehmer aus ganz Deutschland und dem Rhein-Main-Raum begrüßen zu können. Das kompakte Tagungsprogramm wird touristische und fachliche Aspekte gleichermaßen abdecken. Thematische Stadtführungen und Objektbesichtigungen werden ein breites Spektrum der Aschaffenburger Baukultur vorstellen.

Aschaffenburg hat mit seinem aktuellen Baugeschehen quantitativ und qualitativ sehr viel zu bieten. Das allgemeine Bewusstsein für qualitätsvolle Stadtplanung und gute Architektur ist gerade in den letzten Jahren erheblich gewachsen. Ein baukultureller Anspruch wird daher zunehmend öffentlich eingefordert. Der lange Zeit praktizierte, etwas historisierende Zungenschlag des Baugeschehens ist kaum noch zu spüren. Das Stadtbild darf heute durch moderne Architektur bereichert werden, ohne dass dies allzu kritisch hinterfragt wird. Dies war lange Zeit anders, denn die Stadt Aschaffenburg hat durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs weite Teile ihres Stadtbildes verloren. Der sofort nach dem Krieg einsetzende schnelle Wiederaufbau vollzog sich dann häufig zu pragmatisch, zu unreflektiert, zu traditionsorientiert. Wenn man mit architektonischem Anspruch bauen und nicht anecken wollte, dann war das ein gangbarer Weg.

Heute hat die Stadtgesellschaft weitgehend verstanden, dass der Verlust des gewachsenen Stadtbildes zu akzeptieren ist und dass ein identitätsstiftendes, architektonisch qualitätsvolles Stadtbild sich mit moderner, zeitgemäßer Architektur realisieren lässt, die klar als Beitrag des 21. Jahrhunderts zu erkennen ist. Dies ist im Ensemble der Stadt Aschaffenburg an vielen Stellen zu erleben, und Etliches, was in jüngster Zeit gebaut wurde oder was gerade entsteht, kann sich durchaus mit dem Baugeschehen im Zentrum der Metropolregion Frankfurt Rhein-Main messen.

Sie sind alle herzlich eingeladen, sich im kommenden Jahr davon selbst zu überzeugen.

Herzlichst Ihr
Dipl.-Ing. Bernd Keßler
Vorsitzender des AIV Aschaffenburg

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