(in: BAUKULTUR 5_2023, S. 36-37)
Der Tempelhofer Flughafen war einst der modernste seiner Zeit. Heute ist er ein historisches Wahrzeichen, ein Ort der Begegnung und des Austauschs. Als neues Highlight errichtete das Architekturbüro: mlzd eine 600 m² große Dachterrasse mit einer 360°-Aussichtsplattform. Die innovative Unterkonstruktion kommt von Karle & Rubner, der Deck-belag aus Kebony Holz verleiht der Terrasse ein anspruchsvolles und hochwertiges Aussehen.
Die Verbindung von historischem Charakter und modernen Anforderungen stellte das Planungsteam vor eine komplexe Aufgabe. Das Gebäude
wurde baulich nie richtig fertiggestellt. Die Nationalsozialisten begannen 1939 damit, den Vorgängerbau des Flughafens zu erweitern. Ziel war ein „Weltflughafen“, der gleichzeitig der propagandistischen Selbstdarstellung des NS-Regimes diente. Kriegsbedingt stockte der Bau. Außerdem liegt für das Gebäude keine baurechtliche Genehmigung vor und somit auch kein Nachweis über die Sicherheit des Tragwerkes und des Brandschutzes.
Verbindung von alt und neu
Empfangen werden die Besucher von einem Treppenhaus, das den Stand 1930er Jahre sichtbar macht. Statt einer direkten Verbindung zur denkmalgeschützten Substanz entschied sich das Architekturbüro: mlzd für eine hängende Stahltreppe, die wie eine Marionette über den originalen Stufen zu schweben scheint. Dieser Ansatz unterstreicht die Bedeutung des Gebäudes, ohne dessen Originalstruktur zu beeinträchtigen. So wird auch die Wegeführung sowie die räumliche und historische Komplexität der einstigen Monumentaltreppe offengelegt. Die oberste Gebäudeebene wurde zu einem Ausstellungs- und Veranstaltungsraum ausgebaut. Im Mittelpunkt aber steht das Dach mit dem verglasten ehemaligen Flughafen-Tower.
Innovative Unterkonstruktion
Die Dachterrasse zeichnet sich durch ein dreidimensionales Gefälle aus, wobei die Aussichtsplattform über mehrere Stufen zum Rand abfällt. Im Zentrum der Terrasse verengt sich die Hauptebene, und es sind zusätzliche Zwischenhöhenstufen zu den Seiten eingezogen worden. Diese anspruchsvolle Planung erforderte eine robuste und dauerhafte Unterkonstruktion. Da Holz aufgrund von Brandschutzvorschriften nicht als Material infrage kam, wurden Aluminiumprofile verwendet. Das Unterkonstruktion-Skelett, das sich über das gesamte Dach des Flughafen-Towers erstreckt, formt die Dachterrasse und die Übergänge zwischen den einzelnen Stufen. Dabei variiert die Höhe der Unterkonstruktion von 5 cm an der niedrigsten Stelle bis zu 70 cm an der höchsten Stelle. Um diese Höhenunterschiede auszugleichen, wurde eine Kombination aus Beton und Kies verwendet. Für die speziellen Anforderungen an Windlast, Brandschutz und Druckbelastung wurde in enger Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen ein innovatives Konzept von Karle & Rubner erarbeitet. Die Unterkonstruktion besteht aus verstellbaren Kunststoffstützen, die auf einer Dämm- und Abdichtungsschicht platziert wurden. Diese Stützen tragen eine Auflagestruktur aus Aluminiumprofilen (Isostep-System-Schienen von Karle & Rubner), auf der schließlich der Deckbelag aus Holz verlegt wurde. Betonplatten verschaffen an neuralgischen Punkten das notwendige Gewicht. Dieses System bietet eine hohe Flexibilität hinsichtlich Höhenanpassungen und Nivellierung, was wichtig ist, um Unebenheiten im Untergrund auszugleichen.
Hoch hinaus mit haltbarem Holz
Bei der Wahl der Materialien für die Dachterrasse wurden neben den technischen Aspekten auch ästhetische Gesichtspunkte berücksichtigt. So fiel die Entscheidung für den Deckbelag sehr früh auf Kebony Clear, das durch seine Beständigkeit und sein ansprechendes Aussehen besticht. Kebony ist eine innovative und nachhaltige Holzart, die sich ideal für Außenanwendungen wie Terrassen oder Fassaden eignet. Die Verwendung von Kebony für die Dachterrasse des THF Towers hatte mehrere Vorteile: Das modifizierte hat im Vergleich zu herkömmlichen Harthölzern ein geringes Gewicht. Darüber hinaus benötigt es nach der Installation keine weitere Behandlung mit Lacken oder Ölen, was es zu einer umweltfreundlichen und pflegeleichten Wahl macht. Mit der Zeit entwickelt es eine silbergraue Patina, die eine zusätzliche Tiefe und Charakter verleiht.
Fazit
Die Umsetzung des Projekts „THF Tower“ zeigt, wie historische Gebäude durch den Einsatz innovativer Materialien und Konstruktionen in neue Nutzungskontexte überführt werden können. Es ist ein Paradebeispiel für die Weiterentwicklung und Pflege des architektonischen Erbes, das den Flughafen Tempelhof auszeichnet. Und es ist ein Beweis dafür, wie Architektur, Technik, moderne Materialien und Historie Hand in Hand gehen können, um Räume zu schaffen, die nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend sind.