Metall als Konsequenz

Neubau eines Laborgebäudes in Münster
(in: BAUKULTUR 5_2022, S. 32-33)

Das von pbr Architekten Ingenieure geplante, neue Laborgebäude der BASF Coatings GmbH in Münster setzt auf dem Werkgelände einen markanten Akzent. Der Entwurfsgedanke, die Fassade für einen Hersteller von Oberflächenbeschichtungen für metallische Untergründe mit einem metallischen, individuell lackierten Material zu gestalten, war eine logische Konsequenz.

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Der Neubau folgt der orthogonalen Blockfeldstruktur des Werkgeländes und orientiert sich an der historisch bedingten Gebäudeformation im Norden des Geländes. Das Laborgebäude dient insbesondere der Entwicklung von Autoreparaturlacken. Zudem wird darin an neuen Anwendungsmöglichkeiten in der Oberflächenbeschichtung geforscht.

Klare Kante
Der freistehende Baukörper besteht aus zwei identischen Gebäudeteilen, die durch einen mittig angeordneten und aus der Flucht zurücktretenden Trakt miteinander verbunden sind. Unterstrichen wird das architektonische Konzept durch die Wahl zweier Fassadenmaterialien: Rhythmisch angeordnet, schaffen Glas und Aluminiumbleche transparente Flächen neben geschlossenen. Der Verbindungstrakt ist in Gänze als filigrane Pfosten-Riegel-Konstruktion ausgeführt und lässt großzügige Einblicke in das Treppenhaus mit seinen gestalterisch hervorgehobenen blauen Treppenläufen zu. In der Dämmerung und bei Nacht wird das Treppenhaus durch eine individuell steuerbare Beleuchtung akzentuiert.

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Changierendes Fassadenbild
Der Fassadengestaltung lag der Gedanke zugrunde, die Fassade für BASF, einen Hersteller von Oberflächenbeschichtungen für metallische Untergründe, ebenfalls mit einem metallischen und speziell lackierten Material auszugestalten. Hierfür wurden Blech-Coils mit eigens entwickelten Speziallacken versehen und durch einen Fassadenhersteller zu den individuell gewünschten Fassadenblechen geformt und gekantet. Der leicht schimmernde Speziallack lässt je nach Blickrichtung und Sonnenstand ein changierendes Fassadenbild zu. Sechs unterschiedliche Silbertöne kamen auf der rund 2.000 m² großen Fassadenfläche zum Einsatz. Die unterschiedlich farbigen Bleche wurden bewusst an der Fassade platziert, um leichte Farbverläufe zu entwickeln und die Nuancierung des Erscheinungsbildes zu verstärken.

Flexibel und kommunikativ
Eine flexible Grundrissgestaltung sorgt für effiziente Arbeitsabläufe und erlaubt eine mögliche Umnutzung sowie Erweiterbarkeit. Der mittig eingestellte Treppenraum ermöglicht die Erschließung aller Bereiche. Ferner sichert ein Aufzug die barrierefreie Erschließung. Der Bauteil B, der sich nach Süden hin orientiert, nimmt im Erdgeschoss die übergeordneten und öffentlichen Bereiche wie das Besprechungszentrum auf. Im rückwärtigen Bereich befinden sich Personalumkleiden, Pausen- und Lagerräume. Die darüber liegenden Geschosse zeichnen sich größtenteils durch eine ähnliche Aufteilung aus. Während sich die Labore, Büros und Auswerteräume an den Fassadenseiten befinden und auf diese Weise bestmöglich mit Tageslicht versorgt werden, wurden die zum Betrieb der Labore notwendigen Nebenräume und technischen Anlagen in den Mittelzonen angeordnet. Zentral angeordnete Kreativ- und Pausenräume werden teamübergreifend genutzt. 116 Laborarbeitsplätze sowie 44 Büroarbeitsplätze verteilen sich so auf einer Nutzfläche von rund 5.600 m².

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Gutes und gesundes Raumklima
Im nördlichen Labortrakt des dritten Obergeschosses wurde ein zusammenhängender Großraum mit Spritzkabinen integriert, sodass der in diesem Bereich stark erhöhte Bedarf an Frisch- und Abluft direkt über die darüberliegende Technikzentrale erfolgen kann. Diese wurde als Stahlkonstruktion mit wärmegedämmten Sandwichelementen ausgeführt und besitzt eine lichte Raumhöhe von 3,50 m. Insgesamt sorgen 36 Lüftungsanlagen mit einem Volumenstrom von ca. 380.000 m³/h im gesamten Gebäude für ein gutes und gesundes Raumklima. Eine separate Abluftanlage führt geruchs- und gefahrenstoffbelastete Luft über Kassettenfilter ab. Zur exakten Einhaltung der vorgegebenen Temperatur und Feuchte in den Prüfräumen kommen separate Klimageräte zum Einsatz.

Verantwortungsvoll in die Zukunft
Für BASF ist der Neubau ein weiterer Baustein in der Positionierung als weltweites Innovationszentrum von BASF Coatings sowie ein Beitrag für das Ziel, bis zum Jahr 2050 Netto-Null-CO2-Emissionen zu erreichen. So erfolgt die Wärmeversorgung der neuen Labore durch die Nutzung der Restwärme der werkseigenen Rückstandsverbrennungsanlage, die über die Fußbodenheizung angegeben wird. Bei zugekauftem Strom handelt es sich um 100 % ökologisch aus Windkraft gewonnenen Strom, sodass im Vergleich zum Vorjahr ca. 4.000 t CO2 allein in Münster eingespart werden.

Genderhinweis
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