Wegebetonende Lichtspuren

Hafenkolonnade in Bingen
(in: BAUKULTUR 6_2012, S. 25)

Gebaute Landschaftsskulptur
Die Hafenkolonnade in Bingen bildet durch ihre Position am Rand des ehemaligen Landesgartenschaugeländes einen städtischen Begrenzungspunkt an der Rheinseite. Im Wesentlichen erfüllt sie die Funktion eines Lärmschutzbauwerks für die Wohnbebauung auf dem Gelände als auch für die Bebauung um den Stadtbahnhof. In ihrer besonderen Positionierung geht die Architektur jedoch weit über die eines Lärmschutzbauwerks hinaus. Drei in einem Abstand von ca. 3-4 m hintereinander liegende Gabionenwände mit wellenförmigem Höhenverlauf erzeugen eine der Landschaft angepasste gegenläufige Wellen- und Talarchitektur. Somit schließt die von Flashaar Ingenieure beleuchtete Landschaftsskulptur nicht nur in ihrer Positionierung, sondern auch in ihrer Gestaltung das Landesgartenschaugelände ab bzw. an die umgestaltete Rheinpromenade an. Die Schichtung der Wände erlaubt zudem die Führung des Fuß- und Radwegs auf zwei nebeneinander laufenden Spuren, die sich abwechselnd voneinander entfernen und wieder treffen.

Kappelt Hafenkolonnade Bingen
Einseitig in die Geländerpfosten integrierte Leuchten erzeugen die Grundbeleuchtung in Form einer deutlich ablesbaren Lichtspur

Beleuchtungskonzept
Dem Charakter des Bauwerks folgend sollte die Beleuchtung die Passanten nicht nur sicher über Fuß- und Radwege führen, ohne dabei die Anwohner durch überflüssige Lichtemissionen zu stören. Sie sollte ebenfalls ein atmosphärisches Abend- bzw. Nachtumfeld ähnlich dem eines abendlichen Parkspaziergangs schaffen und den skulpturalen Charakter des Bauwerks auch ohne Tageslicht erfahrbar machen.
Die einseitig in die Geländerpfosten integrierten und somit nahezu unsichtbaren Leuchten stören den gegenläufigen Wellenverlauf der drei Gabionenwände nicht. Sie erzeugen wie selbstverständlich die Grundbeleuchtung zur Verkehrssicherung in Form einer deutlich ablesbaren, wegebetonenden Lichtspur. Wandanbauleuchten ergänzen die durchgängige Lichtführung in Bereichen ohne Geländer. Niedrige Lichtpunkthöhen sowie die warmweiße Lichtfarbe mit für den Straßenverkehr vergleichsweise hoher Farbwiedergabe schaffen eine mit Parkwegen vergleichbare Lichtstimmung.Ergänzend zur Grundbeleuchtung akzentuieren Bodeneinbaustrahler die Bäume an den Eingangspunkten des Bauwerks. Die den Eingang abschließenden Maximalpunkte der mittleren Wand werden durch Streiflicht aus Geländerfußleuchten erlebbar gemacht. Auch die Maximalpunkte des Wellenverlaufs der vordersten Gabionenwand werden durch Streiflicht in ihrer Plastizität und Materialität herausgearbeitet. Der Baukörper behält bei Tag und Nacht sowie zu jeder Jahreszeit seine architektonische Identität.

Energiesparpotenziale
Neben der atmosphärischen Ausleuchtung bieten die niedrigen Lichtpunkthöhen eine optimale Basis für die blendfreie Lichtauslenkung ohne unerwünschtes Streulicht. Geringe Entfernungen erlauben zudem einen reduzierten Energieeinsatz. Realisiert wurden die Leuchten aufgrund der geringen zur Verfügung stehenden Abmaße mit LEDs, welche weitere Vorteile ermöglichen. Die Anlage erhält ein sehr effektives Leuchtmittel mit genau abgestimmter Lichtlenktechnik. Weitere Energiesparpotenziale ergeben sich aus den vielfältigen Steuermöglichkeiten der LED-Technik.

Genderhinweis
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