Ein Haus für Kinder

(in: BAUKULTUR 3_2013, S. 20-21)

Das Kinderhaus Uttenreuth öffnet sich zum alten Ort, der hinter Obstgärten als malerische Silhouette das Bild bestimmt. KJS+ Architekten BDA aus Erlangen haben einen Bau errichtet, der konzeptionell und deutlich sichtbar aus dem nachwachsenden Baustoff Holz besteht.

Kress Kinderhaus
Beim Bundeswettbewerb „HolzbauPlus – Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen“ wurde das Kinderhaus Uttenreuth mit dem 1. Preis in der Kategorie öffentliche Bauten ausgezeichnet (Foto: Gerhard Hagen)

Freiraumgestaltung
Der Eingangsbereich bildet die Übergangszone zur Welt der Kinder. Auf der Ostseite des Gebäudes sind den Gruppenräumen Außenspielbereiche mit jeweils einem Baum zugeordnet. Eine beschattete Holzterrasse ermöglicht das Spiel im Freien zu jeder Jahreszeit. Davor liegt der eigentliche Garten der Kinder. Essbare Pflanzen, Obst- sowie Vogelnähr- und Nistgehölze bieten genauso wie die benachbarte Kuhweide die Möglichkeit, Naturerfahrungen zu sammeln.   

Gebäudekonzeption
Die Fassade des Kinderhauses ist aus einheimischer Lärche in unterschiedlichen Breiten gegliedert, was bei aller Lebendigkeit ein klares und ruhiges Gesamtbild erzeugt. Der Logik des Materials Holz folgt der Grundriss mit klar strukturierten Räumen, die sich entlang einer Spielflurzone als „Hauptstraße“ aufreihen. Am Schnittpunkt von äußerer Erschließung und innerer Straße liegt der „Marktplatz“, ein sich hell abzeichnender Oberlichtraum, von dem aus Kinderkrippe und Kindergarten zugänglich sind. Tageslicht gelangt auch durch zwei Innenhöfe in die Tiefe des Raumes. Beide Innenhöfe sind mit Holzbelag und eingelassenen amorphen Pflanzflächen mit duftenden Stauden und Gräsern ausgestattet. Sitzwürfel aus Holz laden zum Verweilen ein. Transparenz nach allen Seiten verbindet das Innen mit dem Außen, was besonders im Winter von großer Attraktion ist.Jeder Gruppenraum bietet Zugang auf die Terrassen. Das Außenspieldeck aus gedämpften einheimischen Hölzern wird gegliedert von Boxen, in denen die Spielgeräte lagern. Über diese optischen Grenzen hinweg ist die Nutzung auf der ganzen Länge des Kinderhauses möglich.
Im Westen an die Hauptstraße angegliedert sind Verwaltung, Besprechung und Mensa. Ein Wirtschaftshof mit  Nebengebäude trennt die Abläufe des Kinderhauses vom Alltag.  

Energiekonzeption
Ziel des Entwurfes war ein Haus, in dem die Kinder den sorgsamen Umgang mit Energie erfahren können und das qualitätvolle Architektur mit Ingenieurwissen selbstverständlich im Alltag verbindet. Die für das Passivhauslabel geforderte Dämmstoffdicke wurde zwar nicht eingesetzt, dem Aspekt der Nachhaltigkeit wurde aber durch die wirtschaftliche Verwendung der Materialien und einer differenzierten Konstruktion größte Wichtigkeit eingeräumt. Sommerlichen Wärmeschutz der raumhohen und raumbreiten Fenster sichern ausfahrbare textile Sonnensegel vor den Gruppenräumen. Im Bereich der Schlaf- und Sonderräume ist ein starrer Sonnenschutz aus Holzlamellen montiert. Dadurch entstehen helle und dunklere Bereiche. Alle Fensterflächen sind dreifach verglast. Zur flach einfallenden Ostsonne mussten nach Simulation der Sonneneinträge Teilflächen der Terrassentüren opak gestaltet werden. Hier sind über den Türen Lamellen zur Einströmöffnung der kühlen Nachtluft integriert. Die Räume haben elektrisch betriebene Lüftungsklappen hinter der Lamellenkonstruktion. In den westlich gelegenen Funktionsräumen können diese Nachtkühlungen durch seitlich in der Fassade liegende Klappen neben den Fenstern sichergestellt werden.
Eine Zellulosedämmung der Fassade, großflächige thermische Solarkollektoren auf dem Dach und eine Gasbrennwerttherme sorgen für Wärme im Winter. Dezentral angeordnete mechanische Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung regulieren die Luftzufuhr.

Genderhinweis
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