156. Schinkel-Wettbewerb 2011

(in: BAUKULTUR 4_2011, S. 16-17)

Der seit 1855 jährlich ausgelobte Schinkel-Wettbewerb des AIV zu Berlin ist einer der größten Ideen- und Förderwettbewerbe für junge Architekten und Ingenieure im deutschsprachigen Raum. Der Wettbewerb wird interdisziplinär in den Fachbereichen Städtebau, Landschaftsplanung, Architektur, Verkehrswesen, Bauingenieurwesen sowie in den fachübergreifenden Querschnittsthemen Kunst und Bauen, Technische Gebäudeausstattung und Kooperation ausgeschrieben. Zu den Förderern des Schinkel-Wettbewerbs zählen u.a. der Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie die Senatorin für Stadtentwicklung Berlin. Das Thema des diesjährigen Schinkel-Wettbewerbs lautete „Science City – die unbedingte Universität“. Das Ziel war dabei, die Universitäten stärker in den städtischen Alltag einzubinden. Insgesamt waren 172 Arbeiten aus Deutschland, Österreich, Irland, Polen und Spanien eingegangen. Dahinter stehen 375 Teilnehmer insgesamt. Rund 16.000 Euro an Preisgeldern standen zur Verfügung. Im Ergebnis wurden diese auf 9 Preise und insgesamt 22 Preisträger aufgeteilt.

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Schinkelpreis in der Fachsparte Architektur:  Um das TU Hauptgebäude mit den TU Institutsbauten auf der anderen Seite der Straße des 17. Juni zu verbinden, planen die Preisträger eine Anhebung der Fahrbahndecke bzw. eine unterirdische Durchquerung

Schinkel-Preis in der Fachsparte Architektur
Mit ihrem radikalen Entwurf „Daidalos“ gewannen Sebastian Awick und Christian Seidel, die an der TU Berlin im Masterstudiengang Architektur studieren, mit dem Schinkel-Preis eine der mit 2.000 Euro höchst dotierten Auszeichnungen im Wettbewerb. Wo die Straße des 17. Juni wegen des Verkehrs schwer zu überwinden ist, sieht ihr Entwurf eine Anhebung der Fahrbahn gegenüber dem Hauptgebäude der TU vor. Durch die so entstehende Passage könnten Fußgänger den Campus unterirdisch ungehindert durchqueren. Unter dem Boulevard entstünde eine große Fläche für einen neuen Platz, gerahmt von lichten Räumen für einen zentralen Seminarbereich und Cafés. „Mit einer konsequenten Maßnahme wird ein überzeugender Vorschlag für die Verkehrsführung vorgelegt, der gleichzeitig die Räume für das Learning Center erzeugt“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Für ihre herausragende Idee wurde den beiden jungen Planern außerdem ein mit 1.000 Euro dotierter Sonderpreis des Deutschen Beton- und Bautechnik-Vereins zuerkannt.

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Schinkelpreis in der Fachsparte Kooperation Architektur / Konstruktiver Ingenieurbau: Der Entwurf sieht die Neugestaltung der Berliner Schleuseninsel vor

Schinkel-Preis in der Fachsparte Kooperation Architektur / Konstruktiver Ingenieurbau
Für den sensiblen und zugleich innovativen Umgang mit dem durch den Architekten Ludwig Leo für Strömungsversuche errichteten und heute unter Denkmalschutz stehenden Umlaufkanal auf der Berliner Schleuseninsel erhielten Gregor Korpas und Mark Karl Schulz (TU Berlin, Bauingenieurwesen), Albert Pérez (Innenarchitekt, Barcelona) und die Berliner Architektin Emanuela Smiglak den zweiten Schinkel-Preis. Die Preisträger wurden für ihre Kooperation zwischen den Fächern Architektur und Konstruktiver Ingenieurbau ausgezeichnet. Ihr Entwurf schlägt eine Neugestaltung der Schleuseninsel unweit der TU vor, die durch einen teilweisen Abriss von Gebäuden und Neubauten realisierbar wäre. Maßnahmen, mit denen auf der Insel attraktive Räume für die Kreativwirtschaft geschaffen werden könnten, wie es die Aufgabenstellung vorsah. Die Entwürfe der Brücke und für neue Gebäude sind inspiriert von den markanten Röhren eines Umlauftanks am Leo-Bau und seiner spiralförmigen Treppe. Die Struktur der entwickelten Bauten ähnelt zudem einer sich drehenden DNA-Helix und greift damit Formen aus der Natur in den Bauten entsprechend Überlegungen aus der Bionik auf. In der Jury-Entscheidung heißt es: „Die Arbeit zeigt in überzeugender Weise eine sehr gelungene Zusammenarbeit zwischen den beiden Disziplinen.” Neben dem Schinkel-Preis in Höhe von 2.000 Euro erhält die Gruppe auch das Reisestipendium der Hans-Joachim-Pysall-Stiftung in Höhe von 2.500 Euro. Es ist für eine Italien-Reise gedacht, so wie sie der Namensgeber des Wettbewerbs, Karl-Friedrich-Schinkel, einst selbst unternommen hatte.

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Reisestipendium des Schwäbischen AIV Augsburg: Die „Campus-Promenade“ aus unterschiedlich farbigen Betonplatten erschließt das erweiterte TU-Gelände entlang des Landwehrkanals

Reisestipendium des SAIV Augsburg
Neben einem Anerkennungspreis in der Fachsparte Landschaftsarchitektur erhielten Kai Helfenbein und Krzysztof Nowak von der Universität Kassel auch das Reisestipendium nach Augsburg in Höhe von 500 Euro, gestiftet vom Schwäbischen AIV Augsburg. Ihre Pläne aus hell gefärbten Asphaltflächen und darin eingelegten Kompartimenten aus farblich davon abgesetzten Betonplatten bilden einen „Campusteppich“. Rund um die Fakultäten mit ihren Gebäuden verdichten sich die Betonplatten, die sie so als besonderen Ort markieren.

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