Erweiterung eines Geburtshauses in Oberkirch

Nachhaltigkeit als Prinzip
(in: BAUKULTUR 2_2017, S. 15)

Das Besondere an dieser Bauaufgabe war der Wunsch der Bauherrschaft, das Gebäude nicht als medizinische Einrichtung, sondern mehr als einen Ort zum Wohnen in Erscheinung treten zu lassen. Dolmus Architekten, Luzern, haben dieses Anliegen durch einen zurückhaltenden Holzbau umgesetzt.

Situation
Das freistehende Geburtshaus „Terra Alta“ in Oberkirch steht auf einer Anhöhe direkt am Waldrand mit Sicht auf den Sempachersee und das Bergpanorama. Die längsgezogene Parzelle befindet sich außerhalb der Bauzone und benötigte eine Ausnahmebewilligung für die Erweiterung. Zwei versetzt zueinander stehende Gebäudekörper docken an das bestehende Gebäude an. Das zweigeschossige Volumen steht bündig mit dem Altbau, und das eingeschossige Volumen weist den geforderten Waldabstand von 15 m auf.

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Die vertikale Fassadengliederung und das dunkel behandelte Holz verschmelzen mit der Farb- und Lichtstimmung des Waldes (Foto: Michael Schwiefert)

Klar definierte Räume
Die Philosophie der Hebammen von „Terra Alta“, die Geburt als Natürlichkeit zu verstehen, wurde auf die architektonische Ausstrahlung transferiert. Der gesamte Planungsprozess war immer wieder durch Werte wie Einfachheit, Materialechtheit und Zurückhaltung geprägt. Mit der Volumensetzung wurden die Eigenschaften des Ortes verstärkt. Durch die versetzte Anordnung entstand ein klar definierter Außenraum mit dem Wald. Auf der gegenüberliegenden Seite ergab sich ein Gartenbereich, von dem man die Aussicht in die Weite genießen kann.

Organisation
Im Erdgeschoss befinden sich die öffentlichen Nutzungen und die Geburtsabteilung. Der großzügige Eingangsbereich ist im Zentrum angeordnet, was kurze Abläufe und eine gute Übersicht gewährleistet. Auf der Südostseite sind im eingeschossigen Gebäudeteil der Schulungsraum und der Wohn- und Aufenthaltsbereich positioniert. Die administrativen Bereiche orientieren sich zum Wald.
Im Obergeschoss sind die Wochenbettzimmer und die Therapie-Praxiszimmer angeordnet. Alle Wochenbettzimmer haben Aussicht auf den See und das Bergpanorama. Der großzügige Aufenthaltsbereich in der Erschließungszone hat ein Panoramafenster zum Wald.

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Aufenthaltsraum (Foto: Michael Schwiefert)

Holzelementbau
Der gesamte Bau musste innerhalb von 6 Monaten realisiert werden können. Durch diese Vorgabe fiel die Entscheidung für einen Holzelementbau auf einem Betonsockel. Verbunden mit dem Nachhaltigkeitsgedanken der Bauherrschaft war die Holzbauweise das geeignete Material für diese Aufgabenstellung. Die vertikale Fassadengliederung und die dunkle Farbbehandlung des Holzes verschmelzen mit der Farb- und Lichtstimmung des Waldes. Als Gegensatz dazu sind die Innenräume mit einer hellen Holzverkleidung in Dreischichtplatten ausgekleidet. Der warme Farbton des Fichtenholzes wird mit einem kalkfarbigen fugenlosen Bodenbelag betont. Das einheitliche Beleuchtungskonzept von Christian Deuber verleiht den Innenräumen eine wohnliche Stimmung und eine harmonische Verbindung zwischen Alt- und Neubau.

Genderhinweis
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