Prof. Christian Baumgart
(in: BAUKULTUR 3_2017, S. 3)
Liebe Leserinnen und Leser,
verehrte Freunde der Baukultur,
eine Ausgabe der BAUKULTUR befasst sich im Jahr traditionell mit dem Thema Fassaden. Die Fassade gibt dem Gebäude und seinem Umfeld „Gesicht“. Welche Besonderheiten und Innovationen im Bereich der Gebäudefassaden gibt es und wie werden diese präsentiert? Einige Antworten darauf finden Sie im vorliegenden Heft. Der DAI ist in diesem Jahr Kooperationspartner des WGIC Weltkongresses Gebäudegrün in Berlin. Dach- und Fassadenbegrünung wird insbesondere in dicht besiedelten Ballungsgebieten immer wichtiger, wenn wir über Luft- bzw. Lebensqualität sprechen.
Die „Haut“ des Hauses macht die Wechselwirkungen mit der Umgebung unmittelbar spürbar, und zwar innerhalb wie außerhalb eines Gebäudes. Zu den technischen und ästhetischen Anforderungen wie Energieerzeugung, Smart-Vision, Antischmutz und Transparenz muss eine Gebäudefassade mit vielen Einflüssen professionell umgehen können bzw. Antworten liefern, wenn es um Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Orientierung, mechanische Belastung, Oberflächen- oder Farbdesign geht. Auf der anderen Seite kann auch eine High-Tech-Fassade nicht verbergen, was an technischem Know-how in einem Gebäude steckt. Das ist zwar ein anderes Thema, wird aber zu oft unterbelichtet: Der Nutzen eines Bauwerks wird maßgeblich durch sein an den Nutzern orientiertes Innenleben bestimmt. Von der Versorgung mit Wasser, Strom und Wärme bis hin zur Möblierung. Aber ohne Haut eben auch kein Durchlass: natürliches Licht und Luftzufuhr.
Wie bereits angedeutet, ist die Fassade der Teil eines Gebäudes, der stadtplanerisch die Passgenauigkeit in der gebauten Umwelt definiert. Darum nimmt auch der aktuelle Baukulturbericht 2016/17 engen Bezug darauf. Ortskerne stärken und vitalisieren sowie die Ortsbilder baukulturell nach vorne bringen, sind zwei zentrale Forderungen im Bericht. Das passiert im Wesentlichen durch das Erscheinungsbild von Bauwerken, und damit sind wir wieder beim Schwerpunktthema dieses Heftes, der Fassade. Der DAI kooperiert im Übrigen wieder sehr eng mit der Bundesstiftung Baukultur, den Bericht auch im politischen Berlin entsprechend zu platzieren.
Nicht alle Projekte lassen sich jedoch so einfach „anpassen“. Gerade im Bestand haben wir es mit gewachsenen und zum Teil geschützten Fassaden zu tun. Zahlenmäßig überwiegt das den Neubau bei weitem. Hier brauchen Fassaden oft selbst mehr Schutz als sie unter Umständen dem Gebäude und ihren Bewohnern bieten können – der Schutz des Denkmals inbegriffen. Wir haben gerade in Berlin-Schmargendorf wieder ein prominentes Beispiel, wo eine Siedlung aus den 1930er Jahren unter einer dicken Schicht Styropor verschwindet. Der Denkmalschutz wird quasi weggedämmt. Das ist nicht das, was wir unter baukulturellem Umgang mit dem Antlitz eines Bauwerks verstehen.
Es wird deutlich, wie vieldimensional das Thema ist. Wie immer gilt auch, dass nicht alle Bereiche in einer Ausgabe der BAUKULTUR ausführlich betrachtet werden können. Darum freuen wir uns über Hinweise und Anregungen aus den Reihen unserer Leser, die wir gerne in der nächsten fassadenBAUKULTUR im kommenden Jahr aufnehmen.
Große Ereignisse werfen ihre Schatten bekanntlich voraus: Am 24.9.2017 findet der DAI Tag in Münster statt, und gleichzeitig ist Bundestagswahl. Natürlich sollten Sie sich weder von dem einen noch von dem anderen Termin abhalten lassen. Wählen Sie per Brief und kommen Sie ab Freitagnachmittag zum DAI Tag nach Münster. Die Kollegen vor Ort haben ein ansprechendes Programm auf die Beine gestellt, und parallel findet in Münster die internationale Skulpturenausstellung statt. Eine Open-Air-Schau, die es nur alle 10 Jahre gibt. Ein interessantes Novum dieses Jahr beim DAI Tag: Wir werden erstmalig einen Filmpreis verleihen. Melden Sie sich an und kommen Sie in die Stadt des Westfälischen Friedens, es lohnt sich.
Mit Blick auf die Bundestagswahl haben die Kammern und Verbände in diesem Jahr wieder einige Wahlprüfsteine erarbeitet. Der DAI hat das Papier auf seiner Web-Seite veröffentlicht und verteilt es an die Mitglieder. Wir haben dazu im Frühjahr auch schon eine Pressemitteilung herausgegeben. Insgesamt wird es auch in der 19. Wahlperiode spannend bleiben, wie es mit den planenden und bauenden Berufen weitergeht. Wir halten Sie dazu gerne auf dem Laufenden.
Lassen Sie mich Ihnen also wie gewohnt eine erkenntnisreiche Lektüre wünschen und bleiben Sie dem DAI sowie insbesondere der BAUKULTUR gewogen. Dann tragen Sie automatisch dazu bei, die Interessen unserer planenden und bauenden Berufe auf Augenhöhe zu vertreten.
Herzlichst Ihr
Prof. Dipl.-Ing. Christian Baumgart
DAI Präsident