Büroensemble am Südkreuz
(in: BAUKULTUR 5_2019, S. 24-25)
Die städtebauliche Qualität rund um einen der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Berlin – den Regional-, Fern- und S-Bahnhof Südkreuz – überzeugt bisher kaum. Die Mischung aus nah gelegenem Wohngebiet und Gewerbearealen wird von Gleisanlagen und einem Autobahnkreuz bestimmt. Mit dem Entwurf eines Bürogebäudes durch Tchoban Voss Architekten wird das Areal gänzlich neu strukturiert. Grün, offen und gleichzeitig präsent wird sich das neue Ensemble in die Umgebung einschreiben und diese neu organisieren.
Orientierung im Umfeld
Zwei Baukörper bilden zur Hedwig-Dohm-Straße eine Flanke und lassen zum Bahnhof Südkreuz eine eindeutige Platzsituation entstehen. Die Orientierung im städtischen Raum wird mit den beiden klar geformten und positionierten 7-geschossigen Volumen deutlich erleichtert. Das kleinere Gebäude MK1 folgt als langgezogener Solitär der Bauflucht des größeren Gebäudes MK2, das mit einem unregelmäßigen quadratischen Grundriss als Carré ausgebildet ist und mit einem großzügigen, überdachten Atrium offen und einladend wirkt.
Dialog der Volumen
Die beiden Bauvolumen nehmen das urbane Gefühl des Ortes auf und geben dieses mit ihrer Gesamterscheinung, der Wahl der Materialien und der Gestaltung der Oberflächen wieder. Die Fassaden sind in einem gleichmäßigen Raster aus Faserbeton gedacht, das durch horizontale Bänder und durch farbige vertikale Paneele eine Gliederung erhält. Pilaster aus Faserbeton stärken visuell den Sockelbereich beider Gebäude. Auf den ersten Blick sehr ähnlich, führen die beiden Volumen durch ihre individuell gewählten Farben und Dimensionen einen Dialog. Im Inneren handelt es sich um eine modulare Holz-Beton-Verbundhybridkonstruktion, die eine spürbare Gewichtseinsparung mit sich bringt. Für die teils vorgefertigten Konstruktionen wurde Holz als regeneratives Material verwendet.
Grüne Kommunikationszonen
Das größere Gebäude ist wie der Platz selbst, der als offene und begrünte Fläche durch harte städtebauliche Faktoren wie Verkehr und Gewerbe definiert ist: Ein großzügiges, verglastes Atrium mit einem Eingangsbereich von 7,4 m lichter Höhe öffnet das massive und strikt gerasterte Volumen und lockt ins Innere. Unter einem transparenten EFTE-Foliendach, das auf einer Holzbinderkonstruktion ruht, wachsen baum-ähnliche Gebilde in unterschiedliche Höhen. Filigrane Treppen führen hinauf und von hier jeweils in eine der Büroeinheiten, die sich in den 6 Obergeschossen befinden. Diese „Baumhäuser“ holen das lebendige Element als grüne Erholungs- und Kommunikationszonen in das Gebäude hinein.
Modulares Grundrissraster
Das Projekt nimmt den Gedanken einer Öffnung mit zwei Glasflächen auf, die unregelmäßig in die Fassade eingeschnitten sind. In der hier ansässigen Bürowelt markieren sie grüne Kommunikations- und Erholungsinseln. Im Erdgeschoss ist die Nutzung um Gewerbeeinheiten, Einzelhandel und gastronomische Einrichtungen erweitert. Beide Gebäude haben auf allen Ebenen ein flexibles modulares Grundrissraster, das sich bei Umnutzung den meisten Wünschen anpassen kann. Bei der Errichtung, unterstützt durch die Holz-Hybrid-Bauweise, sind ein DGNB-Platin-Zertifikat und ein WELL Core Gold Zertifikat angestrebt.