BAUKULTUR 1_2020: Editorial

(in: BAUKULTUR 1_2020, S. 3)

Liebe Leserinnen und Leser,
verehrte Freunde der Baukultur,

ich wünsche Ihnen für das neue Jahr 2020 alles Gute, Glück, Gesundheit, beruflichen Erfolg und Zufriedenheit. Hoffentlich hatten Sie einen erfreulichen Start in dieses neue Jahr.

Es ist das dritte Jahr in Folge, dass uns die Bundespolitik Anlass zu Debatten gibt. Vor zwei Jahren war gerade „Jamaika“ gescheitert. Letztes Jahr um diese Zeit waren noch große Teile der Regierung in der Findungsphase. Heute steht die Koalition schon wieder in Frage – der politische Motor stottert. Trotz konjunkturell verhalten guter Lage ist die Unzufriedenheit mit Händen zu greifen: Fachkräftemangel, eine Infrastruktur, die täglich an ihren Grenzen stößt – zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Die digitale Infrastruktur gibt fortwährend Anlass zur Kritik. Wir erleben darüber hinaus massive Probleme bei der Energie- und Mobilitätswende.

Das Planen und Bauen hat in 2019 einen Personalwechsel auf Staatssekretärsebene erlebt und fristet aus Sicht des DAI ein Schattendasein zwischen den Ressorts innerer Sicherheit und Heimat. Ingenieure, Architekten und Planer stehen dabei unter Beobachtung. Gerade wir fordern, dass unsere Städte gerüstet werden für die Zukunft und für eine lebenswerte Gegenwart. Es gibt Ideen, kompetente Gesprächsangebote und spannende Entwicklungen, über die wir Sie in diesem Jahr in der BAUKULTUR informieren wollen.

Eine besondere Herausforderung liegt mit Blick auf den Wohnungsmarkt noch vor uns. Die Versorgung breiter Bevölkerungsschichten mit bezahlbarem Wohnraum ist ein Problem, das wir in den Griff bekommen werden. Der so genannte „Mietendeckel“ ist dabei ein Berliner Alleingang, der falsche Signale aussendet. Gleichwohl muss im Sinne des grundgesetzlichen Konsenses die Verpflichtung des Eigentums gegenüber der Gesellschaft eingefordert werden. Hierzu gehören auch die Ansprüche an eine nachhaltige Boden-, Ressourcen- und Energiepolitik. Die zu lösenden Aufgaben stellen sich dabei Vermietern und Mietern zu gleichen Teilen. Diese haben in Bau und Betrieb mit dem Klimaschutz zu tun, der uns alle angeht. Der DAI fordert eine gerechte Klimapolitik im Wohnungsmarkt, die sich am Verursacherprinzip orientiert.

Auf dem DAI Tag in Berlin am 21.9.2019 bin ich von der Mitgliederversammlung zum Präsidenten des DAI gewählt worden. Das Vertrauen ehrt mich, und ich habe das Amt voller Respekt angetreten. Prof. Christian Baumgart hat dieses Amt zuvor 16 Jahre innegehabt. Er hat in dieser langen Zeit viel für den DAI bewirkt, und dafür werden wir ihm auf Dauer dankbar sein. Ein Zeichen unserer Dankbarkeit stellt die Wahl zum DAI Ehrenpräsidenten dar. Wir – und das sage ich auch im Namen der Präsidiumskollegen – sind sehr froh, ihn weiterhin in unseren Reihen zu wissen.

Im Blick nach vorne sehe ich wichtige Herausforderungen für den DAI: Mitgliederbestand und Nachwuchsförderung, die aktuellen politischen Bauthemen, aber auch die Herausarbeitung der Bedeutung unserer fast 150 Jahre jungen Organisation. Dieses Jubiläum fassen wir für 2021 ins Auge.

Das DAI Präsidium unter meiner Leitung wird den Verband weiter nach Kräften in den verschiedenen Gremien vertreten. Christian Baumgart nimmt weiter seine Beiratstätigkeit in der Bundesstiftung Baukultur wahr. Wir sind im Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz vertreten, im Berliner Gespräch der Verbände und Kammern und im Stiftungsrat der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring. Da gibt es viele Gelegenheiten, über das Gute zu reden und das Bessere zu tun.

Ich bin sicher, dass 2020 ein spannendes Jahr vor uns liegt. Wir wollen grundsätzlich die im Jahr 2019 begonnene Zukunftswerkstatt fortsetzen. Daraus war auch das Projekt www.baukultur.plus entstanden. Eine digitale Plattform, initiiert vom DAI für seine Mitglieder, aber offen für alle Bauschaffenden. Ein Ziel ist es, damit über die digitalen Möglichkeiten die handelnden Personen „analog“ zusammenzuführen. Zusammenführen wollen auch die Kollegen in Aschaffenburg, die diesen Frühherbst den DAI Tag planen. Viele Vereine haben dieselben Themen – Nachwuchs, Veranstaltungsformate, administrative Herausforderungen. Darüber sollten wir weiter intensiv diskutieren.

Ich wünsche Ihnen noch einmal Gesundheit, Glück und Erfolg. Weiterhin freue ich mich, wenn Sie dem DAI und der BAUKULTUR inklusive dem neuen PLUS gewogen bleiben und uns unterstützen, für die Interessen unserer planenden und bauenden Berufe einzutreten. Bauen bedeutet Leben.

Herzlichst Ihr
Dipl.-Ing. Arnold Ernst
DAI Präsident

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