Kinderhaus in Walting
(in: BAUKULTUR 2_2022, S. 22-23)
Selbstbewusst und glücklich: Wenn Kinder sich so entwickeln, sind Eltern zufrieden. Das von Fischer Rüdenauer Architekten geplante Katholische Kneipp-Kinderhaus St. Johannes in Walting bietet die passende Umgebung dafür. In dem Gebäude werden drei Regelgruppen und eine Krippengruppe nach dem Kneippkonzept betreut.
Den Neubau haben die Architekten in einem heterogenen Entwicklungsgebiet „flächig“ als eingeschossiges Gebäudeensemble entwickelt. So gelangen die Kinder aus allen Räumen ebenerdig ins Freie.
Erschließung und Raumaufteilung
Selbstbewusst auf einem Sockel stehend empfängt das Kinderhaus die Kinder über einen Vorplatz, der als „Stadtbalkon“ zum Verweilen einlädt und zudem als Übergangszone zwischen der angrenzenden Parkfläche und dem Gebäude vermittelt. Im Inneren befinden sich gleich in der Nähe des Eingangs ein Gemeindesaal, ein Mehrzweckraum und eine Krippe. Der Mehrzweckraum lässt sich nach Bedarf mit dem Foyer kombinieren und so erweitern. Der ebenfalls im Gebäude verortete Sitzungssaal verfügt über einen zusätzlichen separaten Eingang. Die einzelnen Gruppenräume sind zum geschützten Innenhof hin ausgerichtet.
Rhythmisierung
Die Topographie bringt es mit sich, dass der Erschließungsgang höher verläuft als das angrenzende Gelände. Maßvoll eingesetzte, große Glaselemente mit unterschiedlichen Brüstungshöhen verbinden die Innenräume mit den Fluren und ermöglichen eine gute Tageslichtbeleuchtung. Fassadenseitig lassen große Sitzfenster nicht nur viel Licht ins Gebäude fallen, sie erleichtern auch die Orientierung. Zusammen mit den zurückgesetzten Gruppenräumen und ihren Spielgalerien rhythmisieren sie das Gebäude intern und extern.
Holzbauweise
Konstruktiv besteht das neue Kinderhaus im Wesentlichen aus Holz; es zeigt dieses Material sowohl an den Fassaden als auch an den meisten Flächen im Gebäude. Die Wände wurden in Holzständerbauweise errichtet, die Decken als Holzsperrholzdecken.
Fassade
Die vorpatiniert lasierte Fassade setzt auf eine offene vertikale Schalung aus Fichtenholz. Die 40 bzw. 50 mm starken Leisten wurden dazu im Wechsel so verlegt, dass eine dreidimensional wirkende Fassade entstanden ist. Der Abstand zwischen den einzelnen Leisten beträgt 15 mm. Im Innenausbau kamen die Holzarten Eiche für die Fenster sowie Weißtanne für die Wände und als akustisch wirksame Deckenelemente zum Einsatz. In den Gruppen- und Mehrzweckräumen wurde für die Fußböden darüber hinaus Eiche als Massivholzparkett verlegt.
Außenbereiche
Der Freibereich ist klar gegliedert und gefasst. Einzelne Parzellen können unterschiedlich bespielt und möbliert werden, ohne dass die Grundordnung verloren geht. Holzstege und Wasserflächen gliedern die Außenzonen. Verschiedene Aktionsflächen mit unterschiedlichen Belägen unterstützen den pädagogischen Ansatz. Ein gebauter „Rahmen“ nimmt auf der Westseite das Gelände auf, auf der Hofseite wird er zu einer Pergola mit kleinen Abstellräumen, die wiederum den Innenhof gliedern.
Ökonomie und Ökologie
Dank der gewählten Bauweise konnte das Gebäude mit einem hohen Grad an Vorfertigung witterungsunabhängig und wirtschaftlich errichtet werden. Auch ökologisch und atmosphärisch – hinsichtlich der Haptik und natürlichen Farbigkeit – bietet die Materialwahl einen hohen Mehrwert. Alle eingesetzten Materialien sind langlebig, robust und zeitlos. Nicht zuletzt entspricht die Gebäudehülle einem hohen Energiestandard. Die zum Bauzeitraum im Jahr 2020 gültigen Vorgaben der EnEV wurden unterschritten.