DAI Mitglied im Blickpunkt: Architekturbüro Gentgen, Herdecke
in: BAUKULTUR 5_2010 (S. 10-11)
Das Ruhrgebiet ist reich an ungewöhnlichen Bauplätzen. So wurde in Schwerte eine ehemalige Weide künstlich mit Wasserläufen durchzogen und das Baugebiet „Grachtenland“ genannt. Gute Luft, seltene Pflanzen und Tiere und nicht zuletzt interessante Wasserspiegelungen sind positive Folgeerscheinungen. In dieser idyllischen ländlichen Umgebung errichtete das Architekturbüro Gentgen aus Herdecke ein Einfamilienhaus als „Nahezu-Passivhaus“. „Nahezu“ deshalb, weil die Bauherrschaft sich nicht auf die ausschließliche Beheizung des Gebäudes durch Nutzungsenergie verlassen wollte.
Ansicht von Norden
Bauliche Form
Das Gebäude fällt durch seine erkennbar dicken Wände auf, die die besondere Energieausnutzung auch nach außen sichtbar werden lassen. Um eine Geradlinigkeit zu erreichen, wurde der horizontale Abschluss der Vormauerziegel im Obergeschoss, der durch den Rücksprung der beiden Giebel entstand, durchgezogen. Die leichten, mit Holz bekleideten Giebel sitzen auf diese Weise geschützt hinter dieser Attika. Das Gebäude wurde bis auf die Giebelwände in massiver Ausführung mit Porenbeton, Kerndämmung und Vormauerklinkern erstellt. Die Südwestseite lässt viel Sonne ein und nutzt auch so regenerative Energien.
Grundriss Erdgeschoss
Grundrissdisposition
Im Grundriss findet sich die von außen erkennbare Geradlinigkeit wieder. Der kompakte, energiesparende Baukörper ist stark symmetrisch aufgebaut. Die besondere Aussicht auf das Wasser und die Himmelsrichtung Südwest liegen so genau auf der Gebäudeachse. Der Treppenraum liegt in der Mitte und lässt Wege zwischen den Wohnbereichen zu, die durch Schiebetüren voneinander getrennt sind. Durch die Öffnung der Decke über dem Kamin wirkt der Treppenblock wie ein Haus im Haus. Die einläufige Treppe verbindet Wohn- und Schlafbereich und ist Teil der Einrichtung, wie ein Möbelstück.
Innere Erschließung
Die schwebende Treppe lässt den Eingangsbereich größer und lichter erscheinen. Die Einzelstufen sind mit zwei Vierkantrohren und einer Kopfplatte an der Betonwand befestigt und scheinen schwerelos. Die räumliche Abtrennung erfolgt durch eingefasste Glasscheiben. Die Stufen sind statisch nachgewiesen worden und schwingen selbst bei starker Gewichtsbelastung kaum.
Die Treppenstufen bestehen aus geölter Eiche
Deckengestaltung
Die Randausbildung der abgehängten Decken wurde durch weiß lackierte, geschlitzte Aluwinkel hergestellt. Innerhalb der GK-Decken befinden sich einfache Luftauslässe. So kann die Zuluft sich innerhalb der Abhängung in verminderter Geschwindigkeit verteilen, sodass keine Zugluft entsteht.
Fensterleibungen
Den Abschluss der Fensterleibungen bilden Aluminiumwinkel im Farbton der Fensterrahmen, die das dicke Paket aus Porenbetonstein, Wärmedämmung und Vormauerziegel elegant verhüllen. Sie finden sich an sämtlichen Fenstern, am Garagentor und an den runden Giebelfenstern wieder. Die Untersicht des Erkers über dem Eingangsbereich geht von der Horizontalen in die Vertikale der Fenster über und ist ebenfalls aus beschichtetem Aluminium hergestellt.
Klimakonzept
Es wurden eine Brennwerttherme eingebaut und zusätzlich ein Specksteinofen als Wärmeerzeuger und -speicher. Die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung filtert die Luft. Gegen sommerliche Hitze, die auch durch gute Lüftungstechnik nicht reduziert werden kann, wurde eine Klimaanlage eingebaut. Die Technik verschwindet fast vollständig im Drempel des Gebäudes. Die Klimageräte sind schwebend über den Flachdächern des Erkers untergebracht und sind von unten nicht auszumachen.
Projektdaten
Planung: Architekturbüro Gentgen
Bauzeit: Juli 2009 bis Mai 2010
Grundstücksgröße: 700 m²
Wohnfläche: 280 m²
Bauweise: Zweischaliges Mauerwerk, Porenbeton, Kerndämmung
Fassade: Vormauerziegel
Dach: Betondachstein „Tegalit“, rot
Decke und Wand: Trockenbau Gipskarton, Putz in Q3
Fußboden: Fliesen und Parkett
Mitgliedschaft im AIV Mark Sauerland Hagen, Vorstandsmitglied
Mitarbeit im Forum Stadtbaukultur Hagen
Beratung für Berufsanfänger
Architekturbüro Gentgen
Dipl.-Ing. Jutta Gentgen
Ruhrallee 26
58313 Herdecke
Tel.: 02330-129833
Fax: 02330-129866
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www.gentgen-herdecke.de
Gegründet 2000, derzeit 6 Mitarbeiter
Tätigkeitsschwerpunkte
Projektplanung und -organisation, alle Leistungsphasen, Energieoptimierung, Sachverständigenbüro für Schall- und Wärmeschutz, Schäden an Gebäuden und Wertfeststellung