Edler Kontrast

Firmengebäude in Ostrau-Jahna
(in: BAUKULTUR 3_2012, S. 20-21)

Die Agri Con GmbH bietet Werkzeuge und Verfahren für die Präzisionslandwirtschaft (precision farming) an. Landwirte können auf diese Weise Düngung, Pflanzenschutz, Dokumentation und Datenmanagement miteinander vernetzen und ihre Maschinen integrieren. Im Jahr 2011 wurde in Ostrau-Jahna das Beratungs-, Ausbildungs- und Konferenzzentrum (BAK-Center) des Unternehmens umgebaut und erweitert. Mit der Planung war das Architekturbüro Isfort aus Wildberg beauftragt. Beim Sächsischen Landeswettbewerb Ländliches Bauen 2011 wurde es mit einem Preis ausgezeichnet.

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An der Giebelseite des Gebäudes führt eine Stahltreppe zur Kantine im Dachgeschoss (Foto: Petra Steiner)

Wohler fühlen als zu Hause
Die Aufgabe, im Seitenflügel des Vierseithofes möglichst viele Arbeitsplätze unterzubringen, ist vom Bauherrn wie folgt umrissen worden: Das Wohngebäude und der von ihm privat genutzte Innenhof sollten klar vom Firmengebäude getrennt sein, und die Räumlichkeiten sollten so gestaltet werden, dass sich die Mitarbeiter hier wohler fühlen als zu Hause. Durch die Auslagerung des Schulungs- und Konferenzbereichs in einen gegenüber platzierten Neubau ließ sich der Grundgedanke, den Vierseithof um einen weiteren Hof zu erweitern, umsetzen. So ist ein „Firmenhof" entstanden, der das Entrée für beide Gebäude bildet und gleichzeitig den Anlieferhof der Lager- und Werkstatträume.

Funktionsverteilung
Die Gebäude gliedern sich in zwei Hauptebenen. In den Erdgeschossen befinden sich der Eingangs- und Werkstattbereich sowie die Lagerräume. Im 1. Obergeschoss liegen die Büroräume. Giebelseitig erreichen die Mitarbeiter über einen Holzsteg den Schulungsneubau sowie über die außenliegende Stahltreppe den Kantinenraum im Dachgeschoss, in dem mittags gemeinsam gegessen wird.
Der Bürogrundriss ist überwiegend als klassischer Zweispänner konzipiert, wobei die zum Innenhof liegenden Büroräume über ein großzügiges Oberlicht belüftet und belichtet werden, um die Privatheit des Wohnhofes zu gewährleisten.

Offene Firmenkultur
Leitgedanken des Entwurfs waren das „Arbeiten im Grünen" und die „Transparenz", wodurch die gelebte offene Firmenkultur erlebbar gemacht wurde. Die großzügige Verglasung lässt viel Licht in die Räume und gibt den Blick in die weite Landschaft frei. Die komplett verglasten Trennwände im Bürobereich fördern die Offenheit und Kommunikation der Mitarbeiter untereinander.

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Der schwarze Funktionstresen bildet den Mittelpunkt des Bürobereichs (Foto: Petra Steiner)

Geplanter Stauraum
Um transparente Räume leben zu können, ist ausreichender und speziell geplanter Stauraum unerlässlich. Mittelpunkt des Bürobereichs ist daher ein schwarzer, linsenförmiger, 10 m langer Funktionstresen. Dieser übernimmt zum einen die Vermittlerfunktion zwischen dem vorhandenen und dem neuen Bürobereich – hier treffen sich die Mitarbeiter zu einem kurzen Gespräch und einer Tasse Kaffee; zum anderen sind hierin aber auch alle notwendigen technischen Geräte wie Drucker, Kopierer oder Büromaterial verborgen. Auch befinden sich hier die Postfächer der Mitarbeiter. Ergänzt wird der Tresen rückwärtig durch einen raumhohen Einbauschrank mit Schiebetüren. Hier sind ein Aktenarchiv integriert, eine Teeküche, ein Plotterraum und ein „geheimer" interner Treppenzugang zum Erdgeschoss. Ergänzt werden die Einbaumöbel durch die überwiegend individuell geplanten Büromöbel – 2,40 m lange Schreibtische und halbhohe Schränke mit Schiebefronten zwischen den Büros. In den Büromöbeln finden sich die schwarzen Oberflächen wieder - im effektvollen Kontrast zu einem hellen Birkenfurnier.

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Die offene Firmenkultur kommt auch in den Räumen des Schulungsneubaus zum Ausdruck (Foto: Petra Steiner)

Schulungs- und Konferenzneubau
Im gegenüber entstandenen Schulungs- und Konferenzneubau sind die Themen Transparenz und freier Blick in die Natur fortgeführt. Der mit Zedernholz verkleidete Holzständerbau steht auf einem massiven Sockelgeschoss aus Sichtbeton, der sich in das abschüssige Gelände einschiebt und Raum für weitere Lagerflächen bietet. Ein einladender Treppenaufgang, der umgeben ist von großzügigen Terrassenflächen, führt vom Hof ins Gebäudeinnere. Auch hier liegen alle notwendigen Funktionselemente in raumhohen Einbauschränken "versteckt". 

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