Dialog zwischen Architektur und Landschaft

Neubau der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt
(in: BAUKULTUR 1_2013, S. 28-29)

Ende 2011 wurde der Neubau der Fakultäten Gestaltung sowie Informatik und Wirtschaftsinformatik der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt fertig gestellt. Das mit der Planung beauftragte Dortmunder Büro Gerber Architekten erhielt hierfür den diesjährigen Antonio-Petrini-Preis 2012.

Vorgeschichte
Im ehemaligen Gebäude der Fakultät Gestaltung der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt wurden Anfang der 1990er Jahre Schadstoffe in der Raumluft nachgewiesen. Deshalb wurde das Haus 1992 abgebrochen. Seit dieser Zeit waren Lehrende und Studierende auf 9 Standorte in der Stadt Würzburg verteilt. Nachdem schließlich in der Nähe der Universität Würzburg ein Grundstück für einen Neubau gefunden werden konnte, fand 2004  ein europaweiter Architektenwettbewerb mit über 500 Teilnehmern statt. Das Büro Gerber Architekten aus Dortmund gewann mit Abstand vor drei drittplatzierten Büros.

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Bei der Betonherstellung wurde – als regionale Referenz – ockerfarbener Mainsand als Zuschlag verwendet (Foto: Dieter Leistner)

Entwurfskonzept
Der Neubau der beiden Fakultäten liegt in unmittelbarer Nähe zu den Universitätsgebäuden am Hubland. Die schöne landschaftliche Situation des Grundstücks in seiner Hanglage war Ausgangspunkt für den Dialog zwischen Architektur und Landschaft und bildet den wesentlichen Ansatz für das Entwurfskonzept.
Das Gebäudeensemble gliedert sich in zwei L-förmige Baukörper, die über einem 2-geschossigen Sockel in die Hanglandschaft eingebettet sind. Durch Aufständerung des südlichen Gebäudewinkels bietet sich ein Blick über den südlich gelegenen Talkessel in die Weite der Landschaft. Die Topographie erlaubt eine offene Garagenebene unter dem Gebäude, sodass die Einheit von Bauten und Landschaft nicht durch parkende Autos gestört wird.

Raum für Lehre, Forschung und Kreativität
Die L-förmigen Baukörper sind gegenüber gestellt und schaffen so einen Freiraum, der sich für die übergreifende, fußläufige Erschließung des Campus öffnet. Unterschiedlichste Raumangebote mit vielfältigen Verknüpfungen zwischen innen und außen tragen zum intensiven Kommunizieren bei, sodass ein attraktiver Ort für Lehre, Forschung und Kreativität entstanden ist.
Der aufgeständerte Baukörper beherbergt die Hörsäle, während der 4-geschossige Trakt mit seiner kleinteiligen Struktur Übungs- und Seminarräume sowie die Büros der Professoren aufnimmt. Im Hofgeschoss sind beide Gebäude barrierefrei miteinander verbunden. Das weit über das Seminargebäude hinausragende Dach markiert mit seinen über drei Geschosse reichenden Stützen den Haupteingang.

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Die schöne landschaftliche Situation des Grundstücks bildete den wesentlichen Ansatz für das Entwurfskonzept (Foto: Christian Richters)

Gebäudegestalt und Materialien
Die Gebäudegestalt ist in Form eines gefalteten, geschlossenen Bandes entwickelt. Die offenen Außenwände der Südfassade sind im Gegensatz hierzu verglast und gegen die Sonne durch außenliegende Sonnenschutzlamellen geschützt. Alle Räume des Institutsgebäudes sind durch zu öffnende Fenster natürlich be- und entlüftet.
Heller Sichtbeton und weiße Trockenbauwände kontrastieren mit anthrazitfarbenen Fassadenprofilen, Fußböden und Türen. Frühlingsgrüne Fensterflügel in 5 fein abgestimmten Nuancen und Handläufe aus Eichenholz ergänzen das zurückhaltende Farbspektrum. Die Fassaden sind in Sichtbeton, sowohl in Ortbeton als auch mit Betonfertigteilen, mit einer innenliegenden Kerndämmung ausgeführt. Die Anmutung des Betons mit seiner hellen Einfärbung ist eine regionale Referenz: Bei der Betonherstellung wurde ockerfarbener Mainsand als Zuschlag verwendet.

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