Farbgebung von Sichtbeton

(in: BAUKULTUR 1_2014, S. 18-19)

Sichtbeton bietet vielfältige Möglichkeiten der Gestaltung. Neben der Bearbeitung der Oberfläche führt insbesondere die Beeinflussung der Farbigkeit durch verschiedene Bestandteile zu individuellen Ergebnissen. Grundsätzlich gilt, dass feine Bestandteile des Betons an der Oberfläche zu sehen und damit maßgeblich für die Farbtönung sind.

BM West
Viermal der gleiche dunkelgraue Beton, aber unterschiedlich bearbeitet (Foto: BetonMarketing)

Farbgebung durch die Zementart
Die Farbtönung der feinen Bestandteile des Betons und insbesondere die Zementart haben Einfluss auf die Farbgebung. Eine hellgraue Farbtönung haben Zemente mit hellen Hauptbestandteilen, also unter anderem Hochofenzement (CEM III), Portlandhüttenzement (CEM II S) und Portlandkalksteinzement (CEM II LL). Auch die Portlandkompositzemente (CEM II M) können eher hellgrau sein, je nach zugemahlenen Hauptbestandteilen. Wird ein Hochofenzement (CEM III) aufgrund seiner hellgrauen Farbigkeit gewählt, ist zu berücksichtigen, dass seine Hydratationswärmeentwicklung eher gering ist und er damit möglicherweise für den Einsatz im Winter ungeeignet ist. Bei hüttensandhaltigen Zementen (CEM III und CEM II S) ist nach dem Ausschalen häufig eine bläuliche Färbung zu beobachten, die durch die Reaktion des Hüttensandes mit der umgebenden Luft entsteht und nur temporär ist. Allerdings gilt, je höher die Betongüte, desto dichter ist der Zementstein und desto langsamer wird die Blaufärbung abgebaut. Eine hellgraue Farbtönung von Sichtbeton über CEM III oder CEM II Zemente zu erreichen, ist üblich.
Die Einteilung in Hellgrau, Mittelgrau und Dunkelgrau ist rein subjektiv und von den Ausgangsstoffen des Zements abhängig. In dieser Reihe kann der Portlandzement (CEM I) im Allgemeinen als Mittelgrau eingestuft werden.
Portlandzement mit hohem Sulfatwiderstand (CEM I SR) erfordert bei der Zementherstellung die Zugabe von mehr Eisenoxid, wodurch sich ein dunkelgrauer Farbton ergibt. Um einen dunkelgrauen Farbton des Betons zu erzielen, muss mit dem Betonlieferanten abgestimmt werden, ob die gewünschte Farbtönung möglichweise besser über den Sand oder über Farbpigmente erzielt werden kann. Dunkelgraue Farbtönung über Portlandzement mit hohem Sulfatwiderstand zu erreichen, ist unüblich.
Ebenfalls eine dunklere Grautönung haben Portlandschieferzemente (CEM II P), die aber rohstoffbedingt eher in Südwestdeutschland verfügbar sind.
Weißer Zement gehört zur Gruppe der Portlandzemente und erfordert praktisch eisenoxidfreie Rohstoffe. Er wird häufig im Sichtbetonbereich eingesetzt und ist meist geeignet für eingefärbte Betone, da so ein klarerer Farbton erreicht wird.

Farbgebung durch die Gesteinskörnung
Rohstoffbedingt ist die Färbung der Sande unterschiedlich. Mit dem Betonlieferanten ist abzustimmen, welche Sande in der Region üblich sind und welche Farbigkeit sie aufweisen. Einen Sand anderer Farbigkeit einzusetzen, sollte aufgrund logistischer und finanzieller Faktoren ebenfalls abgestimmt werden. Neben der Farbe des Sandes ist seine Feinheit von technischer Bedeutung. Ein Sand mit wenig Feinstanteilen führt beim Beton zur Wasserabsonderung (Bluten). Das zeigt sich an der fertigen Oberfläche durch Auswaschungen bzw. durch ausgelaufene Kanten und Stöße. Die grobe Gesteinskörnung zeigt sich zwar nicht direkt an der unbearbeiteten Betonoberfläche, sollte aber trotzdem dem gewünschten Farbton angepasst werden. So wird bei einem weißen Beton eine grobe, dunkle Gesteinskörnung immer etwas durchschimmern.
Bei bearbeiteten Betonoberflächen ist die Auswahl der Gesteinskörnung noch wichtiger. Meist ist eine bestimmte Farbgebung der Betonoberfläche gewünscht, sie muss durch die Farbgebung der Gesteinskörnung unterstützt werden.

Farbgebung durch Pigmente
Beton kann durch den Einsatz von Farbpigmenten eingefärbt werden. Hier wird die Farbigkeit niemals kräftig sein, da die Tönung durch den Zement und den Sand reduziert wird. Will man einen klaren Farbton erzielen, ist es sinnvoll, mit Weißzement und weißen Sanden zu arbeiten. Beim Einsatz eines Grauzements wird der Farbton abgemindert. Die Preise für eingefärbten Beton hängen direkt von den Rohstoffkosten der Farbpigmente ab. Schwarz, Braun, Rot und Gelb können mit einem geringen Preisaufschlag produziert werden, während Blau meist eine Vervielfachung des Preises bedeutet.

Einfluss der Schalhaut
Die Schalhaut hat direkten Kontakt zum Beton und – in Verbindung mit dem Trennmittel – Auswirkungen auf die Farbtönung innerhalb des Grauspektrums, auf Porenbildung, Wolkenbildung und Textur. Grundsätzlich kann man eine erste Unterscheidung treffen nach dem Saugverhalten der Schalhaut. Die saugfähige Schalhaut nimmt überschüssiges Wasser und Luft auf, was zu weniger Poren und einem gleichmäßigeren, aber etwas dunkleren Farbbild führt.
Häufig wird in der Ausschreibung eine helle, glatte, porenarme und wolkenarme Sichtbetonoberfläche gefordert. Dann ist es sinnvoll, mit einer saugenden bis leicht saugenden Schalhaut zu arbeiten, um die Poren- und Wolkenbildung günstig zu beeinflussen.

Einfluss der Bearbeitungstechnik
Soll eine Sichtbetonfläche bearbeitet werden, ist zu beachten, dass die meisten mechanischen Techniken zu Kratzern auf den einzelnen Kieskörnern führen, die milchig erscheinen. Hellere Sichtbetonflächen werden durch diese milchigen Kratzer unterstützt, dunkle Sichtbetonflächen werden so wieder aufgehellt.

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