Spiel der geöffneten und geschlossenen Fassade

Druck- und Mediencenter in Röbel
in: BAUKULTUR 2-2009 (S. 16-17)

Die optimal media production GmbH in Röbel an der Müritz benötigte aufgrund der Erweiterung des Printbereiches und der Kooperation mit dem Steidl Verlag einen neuen Druckereibereich und zusätzliche Arbeitsräume. Im Jahr 2006 wurde für das Gebäude der Grundstein gelegt, am 5. September 2008 erfolgte die feierliche Eröffnung. Mit der Planung war das Hamburger Büro Moritz Müller Architekt und Ulrich Vollborn Design betraut.

Standort
In Röbel ist im Laufe der Zeit zwischen Industrie und Natur ein knapp 60.000 m² großes Werksareal gewachsen. Es besteht aus einem Ensemble verschiedener Gebäudehallen und einem System von Durchfahrtsstraßen, die eine klare Fassung der Freiräume definieren. Auf einer Grundfläche von ca. 2.600 m² entstand ein nach Norden längsgerichteter, dreigeschossiger Neubau mit knapp 5.200 m² Nutzfläche für die neue Druckerei und die Büroräume.


Hoffassade mit der Druckerei im Erdgeschoss (Fotos: Klaus Frahm, Michael Lange)

Architektonische Idee
Der kubische Baukörper, umhüllt mit einer Kupferfassade, wird durch das Prinzip der Subtraktion von Bauvolumina aufgebrochen. Es entstanden verschiedene Höhenstaffelungen sowie Vor- und Rücksprünge in der Kubatur, die neue Raumsituationen und Flächen hervorrufen. Die aufgeschnittenen Flächen der Fassade sind durch Vollverglasungen ersetzt. Der Einsatz von Glas ermöglichte das Ineinanderfließen zwischen Innen und Außen.
Durch das Subtrahieren von Bauvolumina entstand über der Druckerei im 1. Oberschoss eine nach Norden gerichtete Dachterrasse. Die angrenzenden Fassadenflächen sind mit raumhohen Fenstern versehen und lassen aus den Büroräumen einen freien Blick in die umliegende Landschaft zu. Im Gegensatz dazu wird auf der Hofseite im Erdgeschoss der Innenraum zum Schauplatz. Anstelle der Natur dienen hier die Maschinen der Druckerei als Blickfang. Das Innenleben und die Produktion werden nach außen transportiert. Um das Spiel der geschlossenen und geöffneten Fassade (Kupfer / Glas) nicht zu stören, wurden spezielle Details entwickelt, die z. B. auf Fensterbänke und ein sichtbares Attikablech verzichten ließen.

Innenraumgestaltung
Aufgrund der klaren Anordnung des Grundrisses entstanden in den Fluren weite Sichtachsen. Der Blick wird durch Fenster oder Oberlichter nach außen gelenkt. Das einfallende Licht erzeugt stetig wechselnde Hell-/ Dunkelkontraste, die das Innenleben reizvoll gestalten. Auch nachts leben die Innenräume von den Lichtspielen, da das natürliche Licht teilweise durch Künstliches ersetzt wird.


Nordfassade mit Blick in die Druckerei (Fotos: Klaus Frahm, Michael Lange)

Materialien
Um einen harmonischen und ruhigen Ort der Arbeit zu schaffen, wurde das Prinzip der Reduktion im Innenraum fortgesetzt. Auf verschiedene Materialien und Farben wurde bewusst verzichtet. Hochwertiger Sichtbeton als tragende und helle raumteilende Wände gliedern den Innenraum. In manchen Flurzonen wurde Glas als raumdefinierende Wand eingesetzt, um Räume optisch zu erweitern und Blickbeziehungen zu schaffen.
Selbst die Treppen sind auf das Wesentliche reduziert und wie die sichtbare Konstruktion im Gebäude aus brüniertem Stahl.

Kommunikation
Eine weitere Besonderheit neben den großzügigen und lichtdurchfluteten Büroräumen sind die Flure. Sie dienen nicht nur als Transferzone zwischen den Ebenen und den verschiedenen Räumen, sondern bieten genügend Platz als Kommunikationsfläche. Eigens entworfene, monolithische Möbel aus Beton - mit integrierten Sitzflächen oder einem eingelassenen Waschbecken als Teeküche - gestalten den Arbeitsraum für die Mitarbeiter offen und angenehm.

Genderhinweis
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir in unseren Inhalten bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern überwiegend die männliche Form. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.

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