Feuerwehrhaus in Südtirol
(in: BAUKULTUR 1_2018, S. 24-25)
Das neue Feuerwehrhaus in Vierschach im Hochpustertal auf 1.130 m Höhe nimmt als schmaler Riegel die vorhandene Bebauung auf und bindet selbstbewusst an den Ort an. Prägend für den Bau von Pedevilla Architects aus Bruneck ist das Material Beton.
Für die Außenhülle des neuen Feuerwehrgebäudes wurde Konstruktionsleichtbeton verwendet (Foto: Gustav Willeit)
Räumliches Konzept
Das langgezogene zweigeschossige Gebäude folgt dem Verlauf der vorbeiführenden Hauptstraße und bildet großzügige Freiflächen: einen Vereinsplatz auf der oberen, dem Saal zugewandten Ebene und einen Übungs- bzw. Parkplatz auf der unteren Ebene, die an die Fahrzeughalle anbindet. Die innenliegende Außentreppe lässt das Gebäude auch zu einer Verbindung zwischen Straße und Parkplatz werden.
Die innenliegende Außentreppe dient der Verbindung zwischen Straße und Parkplatz (Foto: Gustav Willeit)
Materialeinsatz
Die rote Farbgebung unterstreicht die Eigenständigkeit des neuen Gebäudes. Sämtliche Oberflächen sind aus pigmentiertem Beton, was seinen monolithischen Charakter verstärkt. Unregelmäßigkeiten und Maserungen machen den Charme des Materials aus. Die Außenflächen wurden hydrophobiert und etwas nachgeschliffen. Die Dicke der Wand bleibt erkennbar und betont die massive Erscheinung. Türen und Fenster sind aus pulverbeschichtetem Metall, die Sanitäreinrichtungen aus Edelstahl. Braun getönte Verglasungen schützen vor intensiver Sonneneinstrahlung. Als Kontrast zum massiven Beton wurde für den Saal, der auch Treffpunkt für die Einwohner ist, Zirbenholz und heimischer Loden eingesetzt.
Die Fahrzeughalle liegt auf der unteren Ebene des Gebäudes (Foto: Gustav Willeit)
Konstruktion
Für die Außenhülle wurde Konstruktionsleichtbeton verwendet. Durch den Zusatz von leichter Gesteinskörnung (Blähton) erhielt der Beton hochwärmedämmende Eigenschaften, sodass keine weiteren Dämmmaßnahmen mehr notwendig waren. Neben der tragenden und abdichtungstechnischen Funktion übernimmt der Leichtbeton auch die Aufgabe der frostsicheren Fassade. Anforderungen waren: Festigkeitsklasse LC16/18, Trockenrohdichte ρ ≤ 1.250 kg/m³, Rechenwert der Wärmeleitfähigkeit λR ≤ 0,4 W/m2K. Der nicht brennbare Baustoff ist in die anspruchsvollste Brandklasse A1 nach DIN 4102 eingeordnet. Aus Gründen der geforderten Gebäudeenergieeffizienz ergaben sich 60 cm dicke Stahlleichtbetonwände für die Gebäudehülle. Es wurden Trägerspannweiten bis zu 27 m realisiert. Die hohen Anforderungen an den Leichtbeton machten Eignungsprüfungen und eine lückenlose Qualitätskontrolle notwendig. Am Festbeton wurden Rohdichte, Festigkeit und Wärmeleitfähigkeit geprüft. Es ist zu erwarten, dass die Wärmeleitfähigkeit in 2–3 Jahren unter 50 % des Wertes des 28 Tage alten Leichtbetons abfällt. Eine Besonderheit des Projekts war der hohe Fertigkeitsgrad des Rohbaus. Die Fertigstellung erforderte nur mehr wenige Ausbauarbeiten. Dass der Rohbau beinahe dem Ausbau entspricht, führt die Architektur zurück zu den Ursprüngen des Bauens mit Stein.
Nachhaltigkeit
Die einfache Gebäudeform, die Verwendung weniger Materialien und eine robuste, einfache Bauweise schufen die Voraussetzungen für Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Durch die hohe Speicherkapazität des Isolationsbetons wirkt das ganze monolithische Gebäude wie ein großer Wärmespeicher und reduziert so die Energiekosten auf ein Minimum. Mittels unterschiedlicher Heizsysteme und kontrollierter Be- und Entlüftung in bestimmten Bereichen wird auf die jeweilige Nutzung der Räumlichkeiten reagiert.