Schinkel-Wettbewerb 2009 entschieden

in: BAUKULTUR 3_2009 (S. 12-13)

Der Schinkel-Wettbewerb des AIV zu Berlin ist der größte Förderwettbewerb für junge Architekten und Ingenieure im deutschsprachigen Raum. Der Ideenwettbewerb wird in den Fachsparten Architektur, Städtebau, Landschaftsentwicklung, Verkehrswesen, Bauingenieurwesen und fachübergreifend in Kooperation, Innovation und Kunst ausgelobt. Er wurde erstmalig 1855 mit staatlicher Förderung ausgeschrieben. Mit 132 eingereichten Entwürfen verzeichnete der AIV zu Berlin beim diesjährigen Schinkel-Wettbewerb einen neuen Teilnehmerrekord.

Im Rahmen des 154. Schinkel-Wettbewerbes musste eine Strukturplanung für die städtebauliche Neuorientierung von Brandenburg/Havel und Rathenow erarbeitet werden. Beide Städte sind Austragungsorte der BUGA 2015. „Mit den Wettbewerbsergebnissen erhalten die Bürger und die Kommunalverwaltungen einen qualitativ hochwertigen Ideenpool und können schon weit im Vorfeld Vorschläge und Lösungsansätze junger, kreativer Planer diskutieren", so die Jury-Vorsitzende Wilma Glücklich.

Fachsparte Städtebau
Die Studenten Susann Ahn, Andreas Dittrich, Silvia Heissenhuber und Florian Rüger gaben die beste aller eingereichten Arbeiten ab. Neben dem Schinkel-Preis in der Fachsparte Städtebau (2.000 Euro) erhalten sie zusätzlich das Reisestipendium der Hans-Joachim-Pysall-Stiftung (2.500 Euro). Die Aufgabe lautete, ein städtebauliches Gerüst für Rathenow zu erarbeiten, um die Insellage der Kernstadt erlebbar zu machen. Dazu gehörten ein durchlaufender Uferweg mit besseren Zugangsmöglichkeiten zur Havel und die Schaffung neuer Sichtbeziehungen zu den umliegenden Stadtteilen.

Fachsparte Städtebau: Stadtreparatur Rathenow (Ausschnitt)

Im Siegerentwurf wird ein klar definiertes Rückgrat aus Grünstrukturen, Quartiersplätzen und öffentlichen Räumen erstellt. Hervorzuheben ist der künstlerische Eingriff mit den Stadtkulissen: Auf einer Gerüstkonstruktion werden Fassadenbilder in Originalgröße fixiert, die große Baulücken und Baufelder im Altstadtkern umgrenzen. Im Inneren werden permanente Höfe, Parks und Quartiersplätze angelegt, die auch als Veranstaltungsorte während der BUGA 2015 und für eine spätere Bebauung genutzt werden. Nach Auffassung der Jury überzeuge die Arbeit „mit einem durchdachten Phasenkonzept, das mit Mitteln der Landschaftsarchitektur und durch Kulissen Raumstrukturen schafft, die von der noch nicht absehbaren städtebaulichen Entwicklung unabhängig sind."

Fachsparte Architektur
Den Schinkel-Preis in der Kategorie Architektur (2.000 Euro) gewannen zwei Studenten der TU München. Wulf Böer und Simon Lindhuber planten ein eigenständiges, urbanes Gartenstadt-Quartier auf dem 4-5 ha großen Gelände des ehemaligen Packhofes auf der Dominsel in Brandenburg/Havel.

Fachsparte Architektur: Wohnquartier am Packhof in Brandenburg/Havel (Ausschnitt)

Ausgehend von der Idee des Einfamilienhauses sucht der Entwurf die Schnittstelle von urbaner Verdichtung und individuellen Lebensstilen. Städtische Dichte wird bewusst als grundlegendes Qualitätsmerkmal für eine zukunftsorientierte Form des Wohnens angestrebt. In der zweigeschossigen Baugruppe mit 4 unterschiedlichen Bautypen versprechen Wohnhöfe und Terrassen einen lebendigen Außenwohnraum. „Die Arbeit bezieht zugunsten von Vielfalt und Wohndichte eindeutig Position und bildet mit konzeptioneller Klarheit und ihrer gestalterischen Qualität den mutigsten Beitrag für die gestellte Aufgabe", lobte die Jury den Entwurf.

Fachsparte Landschaftsarchitektur

Der Schinkelpreis im Fachgebiet Landschaftsarchitektur (2.000 Euro) geht an Luka Gilic, Sophie Holz, Mania Lohrengel und Christian Roeder. Sie studieren Landschaftsplanung an der TU Berlin mit dem Schwerpunkt Landschaftsarchitektur. Es wurden Lösungsansätze erwartet, die die Altstadtinsel in Rathenow mit identitätsstiftenden öffentlichen Freiräumen wie Straßen, Uferbereichen, Parks und Platzräumen gestaltet. Auch städtebauliche Aufgaben waren zu lösen.Fachsparte Landschaftsarchitektur: Altstadtinsel Rathenow (Ausschnitt)

Die Berliner Teilnehmer schlagen einen Rundweg um die Altstadtinsel vor, der u.a. einen Fest- und Aktionsplatz, eine Liegewiese mit Bootsanlegestellen, Bademöglichkeiten und Wasserzugänge zur Altstadt bietet. Innerhalb dieses Ringes werden drei Stadtquartiere neu angeordnet. Der von heterogenem Baubestand und Brachflächen geprägte nördliche Teil der Insel soll in „Stadtgärten" umgewandelt werden. Die Jury bewertete „die klare freiräumliche und städtebauliche Gliederung der Insel sowie die Möglichkeit einer schrittweisen und flexiblen Umsetzung des Konzeptes als besonders positiv." Zudem wurden die Berücksichtigung unterschiedlicher Entwicklungsszenarien zwischen Verdichtung und Schrumpfung sowie die zurückhaltenden Eingriffe gelobt, die „machbare Optionen für die Entwicklung der Insel aufzeigen".

Vollständiges Wettbewerbsergebnis: www.aiv-berlin.de

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