Großstädtischer Kontext

Einfamilienhaus in der Berliner Innenstadt
in: BAUKULTUR 2_2010 (S.20-21)

Welche Form muss ein Einfamilienhaus einnehmen, um dem Maßstabssprung von der Berliner Blockrandbebauung ins Kleinteilige gerecht zu werden? Welche Form kann das Schutzbedürfnis der Bewohner bedienen, umringt von potenziellen Einblicken anderer? Wie baut man eine moderne Burg, ohne die Verantwortung gegenüber dem städtischen Kontext zu missachten?

Ebers_1kleinDas Wohnhaus am Mauerpark erhielt den Berliner Architekturpreis 2009
(Foto: Jan Bitter, Martin Krause
)

Lage in der Stadt
An vielen Orten in den nachgefragten innerstädtischen Berliner Lagen werden zur Zeit Brachen oder rückwärtige Grundstücksbereiche mit kleinteiligen Blockinnereien ausgefüllt. Oftmals als suburbane Strukturen, welche die Sehnsucht nach dem eigenen Haus in der Stadt bedienen. Unmittelbar am ehemaligen Mauerverlauf - an der Bernauer Straße - wurde ein Areal in 16 Parzellen für 16 Einfamilienhäuser geteilt, die einzeln ohne Bauträgerbindung in Erbpacht an private Bauherrn verkauft wurden. Der Verkäufer der Parzellen legte im Zuge der Teilung eine städtebauliche Form und einen öffentlichen Fußgängerweg zum Park der zukünftigen Mauergedenkstätte fest. Die Käufer waren gemeinschaftlich verantwortlich für die Erschließung und die Zuwegung.

Äußere Form
Durch die Toreinfahrt des 7-geschossigen Vorderhauses gelangt man auf das rückwärtige Areal mit direktem Blick auf das durch den Berliner Architekten Jörg Ebers errichtete 3-geschossige Gebäude. Das Haus markiert ein Ziel, leitet, bevor der Wohnweg verschwenkt und den Blick auf die dahinter liegende neue Häuserzeile freigibt.
Das Grundstück hat eine Größe von 188 m² und ist zu drei Seiten von einer Gartenmauer umgeben, die sich aus dem Erdgeschoss des Gebäudes entwickelt und den privaten Frei-Raum umarmt. Der Zugang zum Grundstück erfolgt durch ein Tor in der Gartenmauer - als Referenz an das Vorstädtische.

Ebers_2kleinEin Treppenmöbel führt hinaus auf die Terrasse
(Foto: Jan Bitter, Martin Krause)

Innenraumkonzept
Im Innern ergeben sich aus der verspringenden Höhenstaffelung der Räume unterschiedliche Proportionen. Innenfenster verlängern den Blick, setzen verschiedene Funktionen zueinander in Beziehung oder vergrößern den jeweiligen Raum. Große Öffnungen nach außen sind sorgfältig nach exakten Sichtachsen in Lageplänen gesetzt: Man blickt in Baumkronen, die Achse des Wohnwegs oder zwischen Häusern auf den zukünftigen Park.
Auf den sehr niedrigen Eingangsraum folgt der zentrale 6 m hohe Küchenraum, der die ersten drei Ebenen großzügig zu einem Lebensraum verbindet - in dem auch gespielt werden darf. Die obersten beiden Ebenen verlaufen topographisch über ein Treppenmöbel ineinander: Einblicke in das Elternschlafzimmer mit Terrassenerweiterung sind von gegenüber nicht möglich. Aufenthaltsbereiche und räumliche Zusammenhänge sind generell von außen nicht einsehbar.

Projektdaten

Bauzeit: 2007-2008
Wohnfläche: 192m²
Baukosten: 350.000,00 Euro
Beheizung: Erdwärme
Energieverbrauch: KfW 40 Standard

Projektbeteiligte
Planung: jörg ebers architekt BDA, Berlin
Statik: Ingenieurbüro Arnold, Potsdam
Haustechnik: Ingenieurbüro Schiller-Drobka, Belzig
Gartenplanung: rochebodlee, Berlin
Mitarbeit: Dipl.-Ing. Christine Pursche

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