von Lutz Lienenkämper, Minister für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen
in: BAUKULTUR 3_2010 (S. 3)
Baukultur ist mehr als gute Architektur. Sie verbindet sich auch mit dem Wunsch nach mehr Lebensqualität in und für unsere Städte und ist ein wichtiger Beitrag zu unserem Ziel, in den Städten in Nordrhein-Westfalen für die Menschen Heimat zu schaffen. Nordrhein-Westfalen hat mit seiner nun 10 Jahre arbeitenden Landesinitiative StadtBauKultur Pionierleistungen vollbracht. Der Rückblick auf dieses Jahrzehnt gibt auch Gelegenheit, die gewonnenen Erfahrungen in eine neue Zukunftsinitiative münden zu lassen.
2010 stellt Nordrhein-Westfalen eine von drei Kulturhauptstädten Europas. Essen und das Ruhrgebiet steht mit seinen Industriedenkmälern und zahlreichen neuen wie denkmalgeschützten Kulturbauten für die baukulturelle Tradition der Region. Mit Baukultur, künstlerischen Interventionen und Lichtkunst will die Kulturhauptstadt dazu beitragen, die Identität des Ballungsraums zu erweitern und zu vertiefen.
Städtisches Leben war und ist immer auch kulturelles Leben. Die Geschichte der Stadt, gerade der europäischen, ist stetige Veränderung und Innovation, nie Stillstand. Das Bild einer Stadt ist Abbild des sozialen, ökonomischen, ökologischen und kulturellen Bewusstseins ihrer Bewohner. Was also können wir heute aus unseren Städten ablesen? Und wie wollen und müssen wir unser städtisches Leben und somit unsere Gesellschaftsordnung in Zukunft gestalten? Und schlicht: Wie sollen und werden unsere Städte in Zukunft aussehen? Um dieses Thema voran zu treiben, haben wir Anfang 2010 unter anderem Architekten und Stadtplaner, Politiker, Künstler und Wissenschaftler sowie Vertreter von Kommunen zu einem großen Städtebaukongress „Stadt:Mensch:Heimat“ nach Bonn ins Bundeshaus eingeladen.
Ich möchte mit meinen Bestrebungen für mehr Baukultur weiter gehen: Die Arbeit gleicht der Quadratur des Kreises! Qualität, hoher ästhetischer Anspruch, Funktionalität und Kostenbewusstsein müssen in Zusammenhang gebracht werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass dies möglich ist. Für mich ist das jene Form von Baukultur, die sich an den Bedürfnissen der Gesellschaft orientiert und neue anspruchsvolle Lösungen für die Zukunft bereit hält, in die wir investieren wollen und auch dringend müssen. Die Qualität der gebauten Umwelt ist für uns alle von zentraler Bedeutung, als Identität stiftendes Merkmal des urbanen Lebens. Und sie ist zudem wichtig dafür, dass wir mit unseren Städten, den öffentlichen Räumen sowie dem baukulturellen Erbe pfleglich umgehen – schon in Verantwortung gegenüber der nächsten Generation.
Unser Anspruch heißt darum „Heimat schaffen“! Wir möchten erreichen, dass sich die Menschen auch in Zukunft in unseren Städten gerne aufhalten, sich dort zuhause fühlen. Die Verbundenheit zu einem Ort entsteht vielleicht nicht in erster Linie, aber dennoch ausschlaggebend dadurch, dass der bauliche Zustand des eigenen Lebensraums positives Empfinden auslöst. Die Lebensqualität, sprich die Arbeits-, Wohn- und Aufenthaltsqualität der Menschen zu verbessern, ist das eigentliche Ziel der Baukultur.
Einen Blick darauf wird die große Städtebauausstellung zu „Dynamik und Wandel der rheinischen Städte 1910 – 2010+“ ab Herbst 2010 in Köln werfen. Das Museum für Architektur und Ingenieurkunst M:AI wird in Kooperation mit der rheinischen Regionale 2010 den Fokus auf 100 Jahre Stadtentwicklung richten, um daraus einen konkreten Hinweis auf die zukünftige Entwicklung der Städte generieren zu können. Ich bin schon heute davon überzeugt, dass uns dies aufschlussreiche Ergebnisse liefern wird, die wir in anschaulicher Form präsentieren werden.
Baukultur benötigt Partner: Städte und Gemeinden, Architekten, Planer und Bauschaffende, Immobilienwirtschaft und Kulturschaffende. Ihre gute Zusammenarbeit ist nicht immer selbstverständlich. In Nordrhein-Westfalen ist sie mit der Landesinitiative StadtBauKultur selbstverständlicher geworden. Das wird auch in Zukunft so bleiben.
Es grüßt Sie herzlich,Lutz Lienenkämper
Minister für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen