Eine runde Sache in Beton
in: BAUKULTUR 3_2010 (S. 28-29)
Die Anwendung der Knotenpunktart „Kreisverkehr“ kam wegen der guten Erfahrungen im letzten Jahrzehnt so richtig ins „Rollen“, hat sie doch viele Vorteile, da sie die Geschwindigkeit, Unfallhäufigkeit und Wartezeit reduziert und die Verkehrssicherheit und Qualität des Verkehrsablaufs in Abhängigkeit von der Verkehrsstärke erhöht. Hinsichtlich der Konstruktion ist zu beachten, dass die Fliehkraft der Fahrzeuge im Kreisverkehr eine zusätzliche Beanspruchung der Fahrbahn durch Schubkräfte und infolge des Momentes eine Radlasterhöhung bewirkt. Dazu kommt eine an der Oberfläche wirkende Schubbeanspruchung durch Brems- und Beschleunigungsvorgänge, auch in den Kreiszu- und ausfahrten [1].
Kreisverkehr in Bad Sobernheim (Foto: Dieter Birmann)
Wegen der hohen Stand-, Abrieb- und Schubfestigkeit von Beton sowie der temperaturunabhängigen Verformungsbeständigkeit und Plattentragwirkung bietet sich die Betonbauweise an, diese Beanspruchung aufzunehmen und abzuleiten. In den europäischen Nachbarländern gibt es dazu umfangreiche, langjährige Erfahrungen. In Deutschland wurden seit 2006 [1] mehrere Kreisverkehre in Beton ausgeführt. In der Literatur [2] werden die unterschiedlichen Konstruktionen länderübergreifend verglichen.
Planung
Beim Kreisverkehr ist die Fugenteilung hinsichtlich Plattengeometrie und Wahl der Fugenart (Fugenplan) sorgfältig zu planen und in mehreren Schritten zu optimieren. Eine gleichmäßige, möglichst quadratische Plattengröße ist anzustreben sowie spitze Winkel zu vermeiden. Dabei sind die Randbedingungen wie Art des Betoneinbaus (Handeinbau oder maschineller Einbau), der Bauablauf, die Betonerhärtung und die Lage von Einbauten zu berücksichtigen. Die notwendige Verkehrsführung während des Baus, insbesondere bei einer Sanierung, erfordert eine Ausführung in mehreren Bauphasen.
Bei günstiger Plattengeometrie werden spitze Winkel vermieden (Foto: Dieter Birmann)
Konstruktion
Die Dicke wird nach den Vorgaben des Technischen Regelwerkes ermittelt. Dabei kann ein Hocheinbau auf dem gefrästen Asphaltoberbau oder ein Tiefeinbau zur Anwendung kommen. In der Regel wird die Betonfahrbahn auf einer Asphalttragschicht aufgelagert. Bei ungünstigen Bedingungen ist eine oberseitige Bewehrung einzulegen, um evtl. auftretende Risse zusammenzuhalten, oder es werden Stahlfasern/ Kunststofffasern eingesetzt.
Fugen sind je nach Funktion als Press-, Schein- oder Raumfugen mit Verdübelung/ Verankerung entsprechend dem Technischen Regelwerk auszuführen. Durch eine Raumfuge werden Plattenketten getrennt und Zwängungsspannungen vermieden.
Kreisverkehr bei Herrenberg mit im Randbereich aufgeklebten Flachborden
(Foto: Dieter Birmann)
Die Befestigung sollte über den Querschnitt einheitlich ausgebildet sein, um Schäden am Übergang verschiedener Bauweisen und im Randbereich zu vermeiden. Um den Vorteil des Baustoffs Beton hinsichtlich der Plattenwirkung zu nutzen und den kritischen Lastfall Plattenrand zu entschärfen [2], hat sich das Aufkleben von Bordsteinen im verbreiterten Randbereich und bei Fahrbahnteilern bewährt, ebenso eine verankerte Bord-Rinnenanlage in Beton.
Ausblick
Von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen wird derzeit in einer Bearbeitergruppe ein „Merkblatt Kreisverkehre und plangleiche Knotenpunkte“ erarbeitet. Es soll Planenden, Ausschreibenden und Ausführenden bezüglich der Konstruktion und Ausführung dienen und wird Beispiele von Konstruktionsdetails enthalten, die sich in der Praxis bewährt haben.
Die drei bisher in Deutschland gebauten Kreisverkehre wurden mit oberseitiger Bewehrung ausgeführt. In Zukunft dürfte die Planung so optimiert werden, dass eine Bewehrung entfallen kann. In mehreren Bundesländern werden weitere Kreisverkehre in Betonbauweise geplant, da man unter Berücksichtigung des Nutzungszeitraumes trotz höherer Baukosten wegen der größeren Lebensdauer und des geringeren Sanierungsbedarfs sich wirtschaftliche Vorteile erwartet. Ein runde Sache also, die ins Rollen kommt… .
[1] Birmann, Dieter: Kreisverkehre in Beton, in: Straße und Autobahn Heft 10, 2008 S. 648-653 und Betonstraßentagung 2007, Vorträge der Tagung der Arbeitsgruppe "Betonbauweisen", 2008, S. 125-134.
[2] Birmann, Dieter: Kreisverkehre in Betonbauweise - eine länderübergreifende Übersicht, „update“ 3/08, 2008.