Die UNESCO hat das Fagus-Werk im Juni 2011 in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen. Die Fabrikanlage im niedersächsischen Alfeld gilt als Ursprungswerk der modernen Industriearchitektur. Das Gebäude der Fagus GmbH war der erste große Bau des damals jungen Architekten Walter Gropius und späteren Gründers des Bauhauses.
Fagus-Werk in Alfeld an der Leine (Foto: Fagus-GreCon)
Im Jahr 1911 beauftragte der Industrielle Carl Benscheidt den damals noch nicht einmal 30-jährigen Architekten Walter Gropius und seinen Mitarbeiter Adolf Meyer mit dem Bau seiner neuen Schuhleistenfabrik in Alfeld. Benscheidt bewies durch sein Vertrauen in Gropius’ moderne Auffassung von Architektur ein gutes Gespür, denn die Fabrik stellt rückblickend das Manifest der "Neuen Sachlichkeit" dar.
Mit der Konstruktion aus Glas und Stahl und den stützenlosen, vollständig verglasten Ecken, die zum Markenzeichen des Neuen Bauens wurden, verlieh Gropius dem dreistöckigen Fassadengebäude seine schwerelose Eleganz, die damals für Fabriken außergewöhnlich war. Das Fagus-Werk veranschaulicht die revolutionierenden Ideen von Gropius. Er prägte mit seinem Erstlingswerk eine neue Stilrichtung und ebnete damit der Architektur der Moderne den Weg.
Der funktionalistische Industriekomplex wurde in drei Bauabschnitten von 1911 bis 1925 errichtet, eine letzte Erweiterung wurde 1938 von Peter Neufert ausgeführt. Die Architektur der einzelnen Gebäude passt sich deren Funktion an. So ist das Lagerhaus ein solider Steinbau, während die Werkstatt durch große Glasfronten eine helle und somit zum Arbeiten optimale Umgebung schafft. Gropius' Architektur mit stützfreien Ecken, die nur mit Glas verhängt sind, markieren den Beginn der modernen Skelettbauweise.
Aufgrund industrieller Innovationen und neuer Technologien wurden die insgesamt 10 Fabrikkomponenten im Laufe der letzten 100 Jahre teilweise renoviert und umgenutzt. Da das Gelände schon seit 1946 ein eingetragenes Baudenkmal ist, wurden die Umbauten nach Gropius' stilistischen Vorgaben und mit entsprechenden Materialien ausgeführt.
Der Name der Fabrik leitet sich aus dem lateinischen Wort "Fagus" für Buche bzw. Buchenholz ab. Aus diesem Material wurden – bis zum Umstieg auf Kunststoffe in den 1970er Jahren – die Schuhleisten hergestellt. Auch im Jahr des 100. Jubiläums werden im Fagus-Werk heute noch Schuhleisten produziert.
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