Wie kann die über Jahrhunderte gewachsene regionale Baukultur identifiziert und trotz des steigenden Kostendrucks in aktuelle (landwirtschaftliche) Bauvorhaben einbezogen werden? Dies diskutierten die Teilnehmer der Fachtagung der Deutschen Stiftung Kulturlandschaft und des aid infodienst e.V. „Globalisierte Landwirtschaft und regionale Baukultur – Wie passt das zusammen…?“ am 9.9.2011 in Berlin.
„Baukultur ist immer auch Raumkultur“, stellte Manfred Brennecke im Einführungsteil der Veranstaltung fest. Und so ist regionale Baukultur stets mehr als nur die Summe ansprechend gestalteter Gebäude. Sie entsteht dort, wo Architektur Bezug nimmt auf die sie umgebende (Kultur-) Landschaft und die vorhandene Siedlungsstruktur, wo ganzheitlich und nachhaltig geplant wird, das Neue sich somit sinnfällig in das Bestehende integriert. Möglich ist dies dann, wenn sich alle am Planungs- und Bauprozess Beteiligten auf örtliche Gegebenheiten einlassen, regionale Gestaltungsprinzipien beachten und bereit sind, auf standardisierte und allzu individuelle Baulösungen zu verzichten.
Als Orientierungsgrundlagen für ein landschaftsbezogenes Bauen stellten Bauamtsleiter Jürgen Thielking aus dem Mühlenkreis Minden-Lübbeck sowie Kerstin Hintz und Dipl.-Ing. Gerd Kruse aus dem „Alten Land“ bei Hamburg regional erarbeitete Gestaltungsleitbilder vor. Da diese baurechtlich nicht bindend sind, braucht es viel guten Willen und Überzeugungsarbeit, um Bauherren die Anwendung dieser Leitlinien nahezubringen. Eine wirkungsvollere Handhabe zur Verbesserung der örtlichen Gestaltqualität biete demgegenüber die kommunale Bauleitplanung, diese werde aber meist primär als Genehmigungs- anstatt als Gestaltungsprozess begriffen, so Thielking.
Gerade auch der Landwirtschaft obliegt als traditioneller Gestalterin und Pflegerin der bäuerlich geprägten Kulturlandschaft eine besondere Verantwortung für das Landschaftsbild. Wie die beiden vorgestellten Beispiele prämierter landwirtschaftlicher Stallbauten von Architekt Berthold Just und Holzbauer Christian Lehmann dokumentierten, muss landschaftsgerechtes Bauen in der Landwirtschaft nicht zwangsläufig zu höheren Kosten führen. „Gute Architektur kostet nicht mehr Geld, sondern nur Gedanken“, wie Helmbrecht Boege resümierte.
Adalbert Kienle, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, betonte zum Abschluss der Tagung die Bedeutung von Baukultur für landwirtschaftliches Bauen und versprach, das Thema in Zukunft verstärkt an die Mitglieder des Verbandes heranzutragen.
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